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AG Patientensicherheit und Simulation

Ziele der AG sind die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten der perioperativen Patientensicherheit zur Optimierung der Sicherheit und Versorgungsqualität in der klinischen Patientenversorgung und Etablierung neuer Aus- und Weiterbildungskonzepte. Eine wesentliche Grundlage hierfür bildet die Deklaration von Helsinki mit dem klar formulierten Ziel der Reduktion von Beinahezwischenfällen und unerwünschten Ereignissen in der Anästhesie. Zur umfassenden Betrachtung der Thematik bearbeitet die AG theoretische und konzeptionelle Fragestellungen aus verschiedenen Bereichen der Human Factors Forschung und Safety Sciences (HFSS) genauso wie Fragestellungen der klinischen Patientensicherheit. Dabei entstehen interdisziplinäre Projekte, bei denen psychologische, technische und organisatorische Faktoren berücksichtigt und mit qualitativer und quantitativer Methodik untersucht werden. Ein wesentliches Werkzeug stellt dabei die Full-Scale-Simulation am Heidelberger Anästhesie- und Notfallsimulationszentrum (HANS) dar.

Projekte

eGENA ist eine digitale, interactive “Cognitive Aid” für intraoperatives Krisenmanagement in der Anästhesie, die Informationen für eine Vielzahl perioperativer Komplikationen bereitstellt. Sie wurde im Rahmen eines Projektes der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) und des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten (BDA) mit der Funk-Stiftung entwickelt, um Expertenteams bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Dabei kam ein

„user-centered design“-Prozess nach DIN EN ISO 9241-210 zum Einsatz.

Die aktuelle Implementierung in die klinische Patientenversorgung wird mit Studien begleitet, um Einsatzarten und Einflüsse auf die Teamarbeit in perioperativen Notfallsituationen zu verstehen und den klinischen Nutzen dieser zusätzlichen Wissensebene optimal einsetztn zu können

Das HFACS-Projekt beschäftigt sich mit Möglichkeiten der strukturierten Auswertung von Fehlermeldesystemen in der Medizin sowie die Optimierung und Förderung des Meldeverhaltens und Verankerung von CIRS-Systemen in einer Abteilungskultur.

Das TEAM-Projekt beschäftigt sich mit der Fragestellung, wie verschiedene Elemente des Risikomanagements, die in anderen Hochrisikoindustrien erfolgreich eingeführt und etabliert wurden, im Bereich der perioperativen Patientenversorgung adaptiert und angewandt werden können. Durch verschiedene Studien sowohl im Simulator als auch in der Arbeitsumgebung sollen die unterschiedlichen Tools (z.B. Checklisten oder Briefings) wirksam in einen optimierten Arbeitsablauf integriert werden.

Critical Incident Reporting Systeme (CIRS) dienen dazu, Organisationen und Individuen für bislang unbekannte und sicherheitsrelevante Ereignisse zu sensibilisieren und dadurch Veränderungen herbeiführen zu können. In den letzten Jahren häufen sich allerdings kritische Stimmen, die Einsatz und Nutzen von CIRS in der Medizin hinterfragen, unter anderem aufgrund unklarer bzw. zu allgemeiner inhaltlicher Kriterien für die Aufnahme einer Meldung in ein System. Ziel des Projektes ist die Auswertung und Analyse aller Fälle aus CIRSmedical Anästhesiologie (CIRS-AINS) als Grundlage weiterer, differenzierter Betrachtungen für den zukünftigen Einsatz von Meldesystemen.

Das klinische Risikomanagement umfasst unter anderem die konstante Surveillance bekannter Risiken, um zügige Anpassungen an Arbeitsabläufen vornehmen zu können. Im Rahmen dieses Projektes werden verschiedene Risiken in der Patientenversorgung identifiziert und detaillierter untersucht, um Datengrundlagen für klinische Behandlungspfade und Rückschlüsse für die praktische Versorgung gewinnen zu können.

Für die sichere Praxis in der Anästhesie sind sowohl theoretische Kenntnisse als auch praktische Fähigkeiten von Bedeutung. Die ärztliche Weiterbildung in der Anästhesiologie innerhalb der Europäischen Union besteht jedoch diesbezüglich aus sehr heterogenen Ausbildungsprogrammen. Unterschiede zwischen den Programmen verschiedener EU-Staaten betreffen sowohl die Aneignung von Theorie als auch von praktischen Fertigkeiten. Wie sich diese Unterschiede in der endgültigen Ausbildung und den Fähigkeiten der werdenden Fachärzte widerspiegeln, ist bisher nicht untersucht worden. In diesem Projekt wird untersucht, ob Unterschiede in Wissen und praktischen Fertigkeiten zwischen zwei verschiedenen Weiterbildungsmodellen bestehen.

Eine Vielzahl an Publikationen beschäftigen sich aktuell mit der Thematik der Funktionsprüfung des Narkosegerätes, insbesondere unter dem Aspekt der Gewährleistung der Patientensicherheit. Diese Publikationen richten den Fokus auf in hohem Maße sicherheitsrelevante Probleme im Zusammenhang mit der maschinellen Beatmung von Patienten. Zur Identifizierung möglicher Fehlerquellen wird von der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin der „Kurzcheck“ empfohlen, bei dem durch den Anwender vor der Konnektion eines Patienten wichtige Komponenten des Beatmungsgerätes anhand einer Checkliste kursorisch überprüft werden.

Ein besonderes Problem stellt die Fehlkonnektion der Beatmungsschläuche dar. Zum jetzigen Zeitpunkt werden nicht alle Formen der Fehlkonnektion von Beatmungsschläuchen durch interne Kontrollmechanismen des Beatmungsgerätes, wie Systemchecks oder Alarme, erkannt.

Ziel der Studie ist eine Analyse des Nutzerverhaltens im Umgang mit modernen Narkosearbeitsplätzen in Hinblick auf die Überprüfung der Funktionsfähigkeit („Kurzcheck“). Es soll geklärt werden, ob derartige Überprüfungsverfahren unabhängig von ihrer theoretischen Sicherheitsfunktion („work-as-imagined“) unter kognitionspsychologischer Betrachtung unvorhergesehenen Mechanismen unterworfen sind („work-as-done“), die deren Wirksamkeit verringern.

Das Heidelberger Anästhesie- und Notfallsimulationszentrum stellt mit seinen stationären und mobilen Full-Scale-Simulationspuppen ein wichtiges Instrument in der kontinuierlichen Weiterbildung der Mitarbeiter in sowohl medizinischen als auch interprofessionellen Themen dar. Im Rahmen der AG-Arbeit werden Möglichkeiten untersucht, mit denen Simulation und CRM-Trainings als fester Bestandteil wirksam in die Weiterbildung integriert werden können. Auch Aspekte des Leadership/Followership Trainings und der Mensch-Maschine-Interaktion können in diesem Umfeld weiterentwickelt und wissenschaftlich bearbeitet werden. Der Regelbetrieb des Simulationszentrum (im Rahmen der studentischen und ärztlichen Weiterbildung) stellt außerdem die nötige Routine im Umgang mit dieser Methode für die weitere wissenschaftliche Arbeit sicher und dient als interdisziplinäre Schnittstelle zur Erschließung weiterer Fragestellungen.

Mitglieder der Arbeitsgruppe

Arbeitsgruppenleiter

  • Prof. Dr. med. Christopher Neuhaus, M.Sc., MHBA, FESAIC

    Stellvertreter des Ärztlichen Direktors
    Geschäftsführender Oberarzt
    Anästhesiologische Leitung Standort Chirurgie

    Schwerpunkt

    Bereichsleiter Anästhesie in der Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie
    Leitung AG Patientensicherheit und Simulation
    Leitung Heidelberger Anästhesie- und Notfallsimulationszentrum (HANS)


Wiss. Mitarbeiter/-innen

  • Dr. med. Matthias Huck

    Schwerpunkt

    Klinikmanager
    Wiss. Leiter des VR Lab der Medizinischen Fakultät


  • Portrait von PD Dr. med. Christoph Lichtenstern

    Prof. Dr. med. Christoph Lichtenstern

    Ständiger Stellvertreter des Ärztlichen Direktors
    Gesamtleitung Anästhesie

    Schwerpunkt

    Bereichsoberarzt Kardioanästhesie


  • Dr. med. Johannes Schäfer

    Stellvertretende Leitung Heidelberger Anästhesie- und Notfallsimulationszentrum (HANS)

  • Wolfgang Spöttl, DESAIC

Kooperationen

  • PD Dr. med. habil. Michael St.Pierre, Klinik für Anästhesiologie, Universitätsklinikum Erlangen
  • Johan Bergström, PhD, Division of Risk Management and Societal Safety, Lund University, Lund, Schweden