Autologe Stammzelltransplantation
Liebe Patientin, lieber Patient,
an der Medizinischen Klinik V des Universitätsklinikums Heidelberg bieten wir bereits seit 1997 die autologe Stammzelltransplantation an. Die Transplantation patienteneigener Blutstammzellen (autolog) ermöglicht eine intensive Chemotherapie, die dauerhaft die bösartigen Krebszellen im Körper zerstört. Da bei der Krebsbekämpfung auch das Knochenmark zerstört wird, entnehmen wir zuvor die eigenen Zellen, die nachher wieder zugeführt werden. Durch die Rückgabe der eigenen Blutstammzellen kann die Blutbildung reaktiviert werden und das Blutbild erholt sich nach einigen Wochen.
Vor allem für Patienten mit bösartigen Erkrankungen des Blut- und Lymphsystems, bei denen die medikamentöse Therapie oder Bestrahlung nicht ausreicht und eine Hochdosis-Chemotherapie erforderlich ist, bietet diese Therapie Hoffnung.
Das Universitätsklinikum Heidelberg bietet als eine der ersten Kliniken diese Therapie ambulant an. Sie werden in der Tagesklinik betreut und verbringen den Abend und die Nacht zu Hause bei Ihren Angehörigen. Zuvor war dafür ein mindestens dreiwöchiger stationärer Aufenthalt erforderlich. Die ambulante Versorgung eignet sich für Patienten aus Heidelberg und Umgebung, die keine schweren Begleiterkrankungen haben. So müssen Sie sich keiner Krankenhausroutine anpassen und verbleiben in Ihrer vertrauten Umgebung bei Ihren Angehörigen. Eine Voraussetzung für die ambulante Behandlung ist ein intensiver Austausch mit uns, der eine enge Begleitung durch unser erfahrenes Behandlungsteam erst ermöglicht.
Der Ablauf wird, insoweit es möglich ist, individuell auf Sie und Ihre Lebenssituation abgestimmt. Es liegt uns am Herzen jederzeit für Sie ansprechbar zu sein, um den Heilungsprozess so engmaschig wie möglich zu begleiten.
Ihre
Prof. Dr. med. Carsten Müller-Tidow
Prof. Dr. med. Peter Dreger
Prof. Dr. med. Michael Schmitt
Leitung
So erreichen Sie uns
Im Neuenheimer Feld 41069120 Heidelberg
Gebäude 6410 Das Transplantationsteam
Neue Broschüre
Stammzelltransplantation & CAR-T-Zelltherapie
In unserer neuen Broschüre erhalten Sie ausführliche Informationen zu den Behandlungen und zu den einzelnen Abteilungen, die Hand in Hand arbeiten, um Ihren Aufenthalt bei uns so angenehmen wie möglich zu gestalten und den Heilungsprozess voranzubringen.
„Mittlerweile ist die autologe Stammzelltransplantation ein etabliertes Verfahren an unserer Klinik. Für unsere Patienten ist es eine große Errungenschaft, dass wir die Therapie auch ambulant durchführen können. Uns ist bewusst, dass das Verbleiben in der vertrauten Umgebung, bei Ihren Angehörigen ein nicht zu unterschätzender Pfeiler des Heilungsprozesses ist.“
Herr Prof. Peter Dreger, Leiter der Sektion Stammzelltransplantation
Wirkprinzip der Therapie
Maximale Verdrängung der Erkrankung
Bei der Hochdosis-Chemotherapie ist die Dosis um ein Vielfaches erhöht. Eine Standard-Chemotherapie wird so dosiert, dass sich das Immunsystem des Patienten schnell wieder erholt. Dabei können allerdings Tumorzellen zurückbleiben, die spätere Rückfälle ermöglichen. Durch die Gewinnung der eigenen Blutstammzellen des Patienten, vor der Hochdosis-Chemotherapie, kann die Dosis erhöht werden, um die Erkrankung möglichst weit zurückzudrängen, ohne Rücksicht auf das blutbildende System des Patienten nehmen zu müssen. Die Hochdosis-Chemotherapie lässt die Blutbildung dauerhaft zum Erliegen kommen und kann nur durch die Rückgabe der zuvor gewonnenen Stammzellen ein Nachwachsen des blutbildenden Knochenmarks erwirken.
Die Transplantation ermöglicht erst das Ausschöpfen der maximalen Chemotherapie-Wirkung.
Phasen des Therapieverlaufs
1. Schritt: Vorbereitung - Koordination - Case Management
Seien Sie gewiss: vor dem Behandlungsstart wird intensiv beraten, welche Therapie erfolgversprechend bei Ihnen eingesetzt werden kann. Nicht nur die Art Ihrer Erkrankung, sondern auch Ihre ganz persönliche Lebenssituation fließt entscheidend in die gemeinsamen Überlegungen ein.
Wenn die notwendigen Voraussetzungen für die autologe Stammzelltransplantation erfüllt sind, kümmert sich unser Case Management um die Koordinierung der notwendigen Schritte. Unsere Patienten sollen sich jederzeit gut über ihre Behandlungsoptionen informiert fühlen und eine Unterstützung in ihrer psychisch belastenden Situation erfahren. Aufgrund der ambulanten Betreuung möchten wir mit Ihnen einen engen Austausch pflegen, um gezielt auf Veränderungen im Therapieverlauf eingehen zu können.
Um sicher zu gehen, dass Sie in der bestmöglichen körperlichen Verfassung in die Transplantation gehen, werden Sie äußerst sorgfältig untersucht. Innerhalb von 4-6 Wochen vor der Transplantation finden ambulante Untersuchungen bei uns oder heimatnah bei Ihren Ärzten statt. Um welche Untersuchungen es sich dabei im Einzelnen bei Ihnen handelt, besprechen wir ausführlich mit Ihnen bzw. spricht unser "Case Management" mit Ihnen ab.
Unsere zentrale Koordinationsstelle
Unsere „Case Manager/innen“ begleiten Sie vor, während und nach der Therapie und knüpfen ein unterstützendes Netzwerk. Sie sind Bindeglied zwischen Ärzten/Ärztinnen und Pflegekräften, zwischen Klinik und niedergelassenen Ärzten/Ärztinnen sowie anderen Partnern. Zudem koordinieren sie Ihre medizinischen Voruntersuchungen, die Transplantation und die Begleitung der Nachsorge.
Andrea Bondong
Case Managerin
(Allogene Transplantationsambulanz)
Schwerpunkt
Transplantationsvorbereitung | Allogene Stammzelltransplantation | Amyloidose | CAR-T Zelltherapie
Mandy Wegner
Case Managerin
(Allogene Transplantationsambulanz)
Schwerpunkt
Transplantationsvorbereitung |
Allogene Stammzelltransplantation
| Amyloidose
| CAR-T Zelltherapie
2. Schritt: Vorbereitende Chemotherapie - Induktion
Vor der eigentlichen Therapie findet als Vorbereitung eine sogenannte Induktion statt. Die Induktion beinhaltet sechs Zyklen einer Immunchemotherapie in normaler Dosierung, der Standardchemotherapie. Durch diese Vorbehandlung wird bereits ein Großteil der Tumorzellen zerstört. Zugleich greift die Chemotherapie auch das blutbildende System des Patienten mit an. Dadurch wird eine vermehrte Produktion von neuen Stammzellen angeregt, die wir anschließend für die Transplantation verwenden können.
3. Schritt: Gewinnung der eigenen Blutstammzellen - Leukapherese
Die Gewinnung von Stammzellen aus dem Blut erfolgt über die sogenannte Leukapherese, ein System zur Trennung der Blutbestandteile. Der Ablauf gestaltet sich ähnlich einer Blutspende und wird bei uns in der Regel ambulant durchgeführt. Nach entsprechender Qualitätskontrolle stehen uns die patienteneigenen Stammzellen für die Transplantation zur Verfügung. Das Verfahren ist nicht schmerzhaft oder belastend, es fordert lediglich Geduld, da Sie 3-5 Stunden liegen müssen. In der gewonnenen Flüssigkeit können auch noch unerwünschte Zellen - wie Krebszellen - vorhanden sein. Deswegen bereiten wir in unserer hauseigenen Leukaphereseeinheit das Zellgemisch auf und reinigen es bevor es eingefroren gelagert wird, um sie bis zum benötigten Zeitpunkt aufbewahren zu können. Dieses Herausfiltern der Krebszellen wird auch „Purging“ (Tumorzellentfernung) genannt und ist ganz entscheidend, damit die bösartigen Zellen nicht wieder in den Körper gelangen.
Dieses individualisierte Verfahren erfolgt in der Medizinischen Klinik V in unserer eigenen Leukaphereseeinheit. Unser Leukaphereseteam führt jährlich über 1000 Leukapheresen durch und gehört damit zu den größten und erfahrensten Leukapherese-Einheiten Deutschlands.
4. Schritt: Konditionierung - Hochdosis-Chemotherapie
Die sogenannte Konditionierung als vorbereitende Maßnahme für die Transplantation ist eine Hochdosis-Chemotherapie. Dabei wird die übliche Dosierung einer herkömmlichen Chemotherapie um ein Vielfaches erhöht. Die gewählte hohe Dosis soll möglichst alle vorhandenen Krebszellen vernichten. Dadurch wird zugleich das Knochenmark zerstört und das Immunsystem und die Blutbildung werden ausgeschaltet.
Bei der Konditionierung ist genau dieser Effekt erwünscht: wenn jetzt die eigenen Blutstammzellen zurückgegeben werden, kann sich ein neues funktionsfähiges Knochenmark bilden. Ohne Rückgabe Ihrer eigenen Blutstammzellen würde sich die Blutbildung nicht ausreichend erholen.
5. Schritt: Die Stammzelltransplantation
Rund zwei Tage nach der Hochdosis-Chemotherapie werden Ihre tiefgefroren gelagerten Blutstammzellen aufgetaut und Ihne ähnlich wie bei einer Blutinfusion zurückgegeben. Die gesunden Zellen finden ganz von selbst ihren Weg in das Innere der Knochen und das körpereigene Abwehrsystem und siedeln sich dort an.
In Ihrem Therapieplan ist dieser Tag der sogenannte »Tag 0« und ist natürlich ein besonderer Tag, da die eigentliche Therapie nun startet. Nach etwa 10-15 Tagen lassen sich die ersten neu gebildeten Blutzellen in Ihrem Blutbild erkennen.
Phasen nach der Transplantation
Eine Stammzelltransplantation ist eine körperlich und emotional belastende Therapie. Sie durchlaufen während der Therapie verschiedene Phasen, in welchen es von größter Bedeutung ist, sich selbst genauestens zu beobachten und uns jederzeit Signale mitzuteilen. Vertrauen Sie darauf, dass wir Sie bestmöglich unterstützen und die Schutz- und Kontrollmaßnahmen unbedingt für die Heilung erforderlich sind. Insbesondere in dieser sensiblen Therapiephase sind wir auf Ihre Mitwirkung angewiesen und können den Weg nur gemeinsam gehen.
Aplasie-Phase
Die frisch transplantierten Stammzellen brauchen einige Zeit, um die Blutbildung neu zu starten. Durch die Hochdosis-Chemotherapie ist die Zahl der im Blut vorhandenen Zellen stark verringert. Die Phase, in der das alte Knochenmark nicht mehr funktioniert und das neue noch nicht starten konnte, ist die Aplasie-Phase. In dieser Phase der Neubildung fühlen sich die meisten Patienten körperlich geschwächt. Es kann zu übermäßiger Erschöpfung und Müdigkeit (Fatigue) kommen. Dies ist eine normale Begleiterscheinung und Sie können darauf vertrauen, dass es Ihnen in der Regel nach ca. 2 Wochen deutlich besser gehen wird.
Teilen Sie sich Ihre Kräfte ein, machen Sie ausreichend Ruhephasen zwischen Ihren Aktivitäten.
Andere Nebenwirkungen, die in dieser Phase auftreten, resultieren zumeist aus der Chemotherapie in der Konditionierungsphase. In aller Regel kennen Sie diese Effekte und Nebenwirkungen einer Chemotherapie bereits aus Ihrem bisherigen Therapieverlauf.
Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Hautreizungen und vor allem auch Schleimhautreizungen können dazu gehören. Entsprechende Medikamente können diese Nebenwirkungen eindämmen oder zumindest lindern. Die Körperhygiene und insbesondere die Mundpflege sind aufgrund des Infektionsrisikos über die Schleimhäute besonders entscheidend.
Um Ihren Kreislauf in dieser Phase, soweit es Ihnen möglich ist, zu aktivieren, sollten Sie sich neben der Krankengymnastik auch außerhalb des Bettes bewegen.
Engraftment-Phase
Die sogenannte Engraftment-Phase nach der Aplasie ist die eigentliche Regenerationsphase des Körpers. Sie tritt etwa zwischen der 2. und 4. Woche nach der Transplantation ein. Das tatsächliche Anwachsen des Transplantates stellen wir zum Ende dieser Phase fest.
Sie bekommen wieder mehr Appetit und kommen mehr zu Kräften. In dieser Phase geht es Ihnen bereits deutlich besser und die meisten Nebenwirkungen lassen nach.
Wir bewerten das Anwachsen des Transplantates auch aufgrund Ihrer Blutwerte. Durch die Chemotherapie ist die Anzahl der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) in Ihrem Blut stark gesunken. Die Leukozyten spielen eine tragende Rolle in der körpereigenen Immunabwehr. Ein Großteil der Leukozyten bildet eine Untergruppe, die sogenannten Granulozyten, die Infektionen im Körper durch Bakterien und Pilze erkennen und vernichten. Um zuverlässig zu beurteilen, wie sich Ihr Immunsystem entwickelt, messen wir Ihren steigenden Leukozyten-Wert. Sind die Leukozyten nicht nur steigend von der Anzahl, sondern auch ausgreift, dann erkennen wir das am Granulozyten-Wert.
6. Schritt: Nachsorge
In dieser entscheidenden Phase der Transplantation haben wir Sie besonders im Blick. Ihre Betreuung durch uns erfolgt weiterhin und wir sind und bleiben Ihr Ansprechpartner bei körperlichen und emotionalen Veränderungen. Sie haben als Patient eine verantwortliche Rolle und gestalten den Heilungsprozess aktiv mit. Wir sind darauf angewiesen, dass Sie sich selbst genauesten beobachten und nicht zögern sich bei uns zu melden. Aufgrund Ihrer Immunschwäche ist es besonders wichtig sich soweit es geht vor Ansteckung zu schützen und Krankheitszeichen ernst zu nehmen und uns umgehend zu informieren. Auch die kontinuierliche Einnahme der von uns verordneten Medikamente ist zur Genesung unbedingt erforderlich.
Es ist uns lieber, dass Sie uns im Zweifel einmal mehr anrufen. Wir sind rund um die Uhr für Sie da!
Wir sehen Sie weiterhin regelmäßig in unserer Transplantationsambulanz, um Sie körperlich zu untersuchen. Wenn Sie sich unabhängig von unseren Terminen körperlich unwohl fühlen, wenn Ihnen an sich selbst irgendetwas Besonderes auffällt: bitte setzen Sie sich mit uns in Verbindung.
Hier erfahren Sie mehr!Anhaltspunkt für den Umgang mit Ernährung nach der Therapie
Nach der Therapie müssen Sie keine spezielle Diät einhalten, Sie können Ihre Ernährung individuell gestalten. Wichtig ist jedoch, dass Sie durch eine leicht verdauliche und kalorienreiche Kost Ihr Gewicht halten oder sogar anheben können, und dass die Ernährung für Sie kein erhöhtes Infektionsrisiko beinhaltet.
Wenn Sie weitere Fragen rund um das Thema Ernährung haben, können wir Ihnen gerne einen Termin bei unserem hausinternen Ernährungsteam vereinbaren.
Hier erfahren Sie mehr!Unser Team
Wir wissen um die hohe Belastung unserer Patienten aufgrund der Behandlung und der zugrunde liegenden Erkrankung. Umso entscheidender für den Erfolg der Therapie ist die Versorgung durch unser kompetentes Team aus spezialisierten Pflegekräften und Ärzten/Ärztinnen, die Ihnen medizinisch und natürlich auch menschlich jederzeit zur Seite stehen.
Sektion Stammzelltransplantation
Sektionsleiter
-
Prof. Dr. med. Peter Dreger
Schwerpunkt
Hämatologie und Onkologie, Allogene Stammzelltransplantation, CLL, leukämische Lymphome
Oberärzte/-innen
-
Prof. Dr. med. Thomas Luft
Schwerpunkt
Hämatologie und Onkologie, Myelodysplastisches Syndrom und Knochenmarkversagen
Koordinatoren/-innen
Betreuung & Beratung für Sie
Unsere Stationen
Die Medizinische Klinik V verfügt über eine Station für die allogene Stammzelltransplantation und zwei Stationen für autologe Stammzelltransplantationen und Behandlung von Leukämien und Lymphomen. Dazu kommt die Hämatologische Intensivstation, auf der auch die CAR-T-Zelltherapien durchgeführt werden. Bei der autologen Stammzelltransplantation finden die Teilschritte der einzelnen Behandlungen, ebenso wie die Vor- und Nachbetreuung, in unseren Ambulanzen sowie in unserer Hämatologischen Tagesklinik statt. Unsere Flexibilität ermöglicht es unseren Patienten in seiner vertrauten Umgebung zu bleiben und seine Tagesgestaltung keiner Krankenhausroutine unterzuordnen. Die optimale Verzahnung von stationärer und ambulanter Versorgung und das individuell zugeschnittene Therapieangebot für unsere Patienten gehört zu den Tätigkeiten des Tagesklinik-Teams. Auf allen Stationen werden die Patienten von einem erfahrenen Behandlungsteam betreut, das über umfangreiche Kenntnisse in allen Therapien verfügt.