Wie habt ihr von HIPSTA erfahren und wie kommt es, dass ihr heute hier seid?
Nina Thielen: Ich habe über einen Kommilitonen davon erfahren. Er ist begeistert von dem Konzept und überzeugte mich davon, einen Teil meines PJs auf einer HIPSTA Station zu verbringen. Wegen HIPSTA habe ich mich dazu entschieden, ein Tertial meines PJs in der Psychiatrie zu verbringen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kliniken, habe ich hier die Möglichkeit, auf der HIPSTA Station zu arbeiten und damit schon früh in meiner Ausbildung im Team eigenständig PatientInnen zu versorgen.
Tamara Dehn: Bei mir war es ganz anders. Die Schule koordiniert unsere Praxiseinsätze und teilte mich der Station Wilmanns bzw. dem HIPSTA Projekt zu. Ich hatte von dem Konzept bereits gehört, wusste aber nicht, dass es HIPSTA auch in der Psychiatrie gibt.
Wie sieht euer Alltag auf der Station aus? Welche Aufgaben übernehmt ihr?
Tamara Dehn: Wir haben einen festen Wochenplan. Jede Woche ist gleich, aber jeder Tag anders. In unserem gemeinsamen Büro gehen wir morgens den Tagesplan durch. Wir haben regelmäßig Termine mit unseren Lernbegleitern, die uns engmaschig betreuen und zur fachlichen Unterstützung zur Seite stehen. Wir können also selbstständig arbeiten, werden aber nie alleine gelassen. Nina und ich leiten außerdem eine Infogruppe. Hier geben wir den PatientInnen Werkzeuge an die Hand, um sich selbst besser zu verstehen. Zum Beispiel erklären wir was eine Depression ist.
Nina Thielen: In der Psychiatrie stehen viele Gespräche und Teamsitzungen an. Mit unseren zwei PatientInnen führen wir ausführliche Einzelgespräche. Tamara übernimmt den pflegerischen, ich den therapeutischen Teil. Bei den Visiten mit den erfahrenen KollegInnen stehen wir im Vordergrund und laufen nicht einfach nur mit. Das ist hoch spannend. Zwischendurch lesen wir auch viel und recherchieren. Wir sind ja noch in der Ausbildung und müssen uns in die Krankheitsbilder erstmal einarbeiten. Dafür ist der Austausch sehr wertvoll.
Was sind für euch die Vorteile der engen Zusammenarbeit mit der anderen Berufsgruppe?
Nina Thielen: Ich lerne was die Pflege alles leistet. Ich hatte zum Beispiel überhaupt keine Idee davon, was Tamara bei einer Patientenaufnahme zu tun hat. Dann natürlich die gute Zusammenarbeit im Team, das empfinde ich als großen Gewinn. Ich habe erlebt, dass die Professionen, die im Krankenhaus zusammenarbeiten, häufig eher gegeneinander als miteinander arbeiten. Bei HIPSTA wird diese Verknüpfung und die Kommunikation zwischen Pflege und Medizin gestärkt. Tamara ist viel besser im Pflegerischen und im Umsorgenden. Jeder von uns bringt Stärken und Schwächen mit. Ich sehe da überhaupt keine Hierarchien, wir arbeiten auf Augenhöhe miteinander.
Tamara Dehn: Ein weiterer Vorteil ist, dass wir eigenverantwortlich arbeiten. Wir können und müssen selbst entscheiden, was wir für richtig und notwendig halten. Gleichzeitig haben wir aber die Möglichkeit, Rücksprachen zu halten. Das ist wichtig und bestärkt uns in dem was wir tun.
Seht ihr in HIPSTA auch einen Mehrwert für die Patientinnen und Patienten?
Tamara Dehn: Unsere zwei PatientInnen wissen genau, wer für sie verantwortlich ist und an wen sie sich wenden können. Als Bezugspflegerin führe ich einmal pro Woche ein Gespräch mit ihnen, in dem wir die Erwartungen und Wünsche des Patienten an den Aufenthalt oder den Therapieplan besprechen. Ich denke, dass wir dadurch, dass wir jung und noch in der Ausbildung sind, uns mehr Zeit für unsere Aufgaben nehmen und besonders gründlich vorgehen. Davon profitiert der Patient.
Nina Thielen: Stimmt, die Bezugspflegegespräche sind sehr wertvoll für die PatientInnen. Ich habe bei HIPSTA intensiv erlebt, wie wichtig es ist, dass echte Kommunikation stattfindet. Der Patient braucht einheitliche Informationen. Wenn der eine etwas anderes sagt, als der andere, dann sind die Menschen verwirrt. Auf der HIPSTA Station sprechen wir uns immer ab und stellen sicher, dass alle auf demselben Stand sind.
Gibt es aus eurer Sicht auch Herausforderungen oder sogar Nachteile?
Nina Thielen: Nachteile gibt es nicht, finde ich. Wie Tamara schon sagte, sind wir angehalten autonom zu arbeiten. Das ist manchmal eine echte Herausforderung. Gerade am Anfang.
Tamara Dehn: Das ist definitiv so. Wir müssen uns viel selber erarbeiten. Das wurde uns auch schon zu Beginn gesagt. Davor hatte ich ehrlich gesagt ziemlich Angst. Ich bin jetzt im dritten Lehrjahr, aber hatte vorher noch keinen Einblick in die Psychiatrie bekommen. Als ich gehört habe, dass ich alleine eine Aufnahme durchführen muss, ist es mir kalt den Rücken heruntergelaufen. Im Nachhinein muss ich sagen, dass ich das gut finde. Dadurch lernt man. Unsere Lernbegleiter sind ja auch immer im Background.
Was habt ihr vom anderen gelernt und was nehmt ihr persönlich für euch mit?
Nina Thielen: Zusammenarbeit ist wahnsinnig wichtig. Jede Berufsgruppe bringt ihre Stärken mit und ist unverzichtbar. Wenn Pflegende und ÄrztInnen im Team zusammenarbeiten, erreichen sie viel mehr. Kommunikation ist dabei unverzichtbar. Tamara hat mir praktisches Wissen mitgegeben. Ich weiß jetzt, wie eine elektronische Papierkurve angelegt wird. Außerdem habe ich gelernt, mir meine Zeit selbst einzuteilen. Wir haben jeden Tag Zeitslots, die wir flexibel planen können.
Tamara Dehn: Kommunikation und das Miteinander sind auch für mich wichtige Aspekte. Ich habe einen Einblick davon bekommen, was ÄrztInnen alles machen und welche Fragen sie umtreibt. Jetzt habe ich eine Idee davon, was sie in ihren Arztzimmern so machen, wenn sie darin verschwinden. Ich konnte hinter die Kulissen schauen. Das finde ich super spannend. Ich bin dank HIPSTA auch selbstsicherer geworden und habe gelernt, eigenständig zu arbeiten. Bislang habe ich mich häufig nicht getraut, mein Wissen und meine Ideen in die Tat umzusetzen. Jetzt traue ich mir das zu.
Weitere Informationen zu HIPSTA findet ihr hier:
Information HIPSTA-Chirurgische Klinik
Information HIPSTA Medizinische Fakultät