Das Heidelberger Vorschulscreening

Hals-, Nasen- und Ohrenklinik

Erklärung

Klinische prognostische Evaluierung des Heidelberger Vorschulscreenings

Beeinträchtigte auditive Wahrnehmung und Sprachverarbeitung werden ursächlich im Zusammenhang mit Störungen des Laut- und Schriftspracherwerbs diskutiert. Häufig bleiben Schwächen in der Sprachverarbeitung und auditiven Wahrnehmung auch dann noch bestehen, wenn die „hörbaren“ Symptome einer Sprachentwicklungsstörung, nämlich die Artikulations- und Grammatikfehler, in den Hintergrund getreten sind. Da die Wahrnehmungs- und Sprachverarbeitungsstörungen nur indirekt eine Störung des Kommunikationsaktes darstellen, wurden sie in den Sprech- und Sprachtherapien bis vor mehreren Jahren nur am Rande berücksichtigt. Durch die neueren Forschungen zu Ursachen der Schriftsprachstörungen erzielten basale Funktionsbereiche der Sprech- und Sprachstörungen vermehrt Aufmerksamkeit und rückten unter dem Oberbegriff „auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen“ und „Störungen der phonologischen Bewusstheit“ in den Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses. Für die klinische Diagnostik im Vorschulalter liegt mit dem Heidelberger Vorschulscreening (HVS) ein zeitökonomisches, standardisiertes Prüfverfahren vor, das einen Überblick über Leistungen  in verschiedenen Teilbereichen der auditiven Wahrnehmung und Sprachverarbeitung bei Vorschulkindern im Alter von 5-7 liefert. Das HVS umfasst folgende Untertests: Auditive Merkspanne, Expressive Anlautanalyse, Silben Segmentieren, Phonematische Differenzierung, Artikulomotorik, Wortfamilien Erkennen, Reimwörter Erkennen sowie einen Aufmerksamkeitstest. Validierungsstudien zum HVS konnten bereits Zusammenhänge einzelner HVS-Untertests mit der Leseleistung bzw. der Rechtschreibung zeigen.

Das Hauptziel der Anfang 2006 begonnenen Längsschnittstudie besteht in der Überprüfung der Annahme, dass sich mittels des HVS verschiedene Profile von Sprachverarbeitungsstörungen erstellen lassen, die Vorhersagen unterschiedlicher Probleme beim Laut- und  Schriftspracherwerb erlauben. Ein solcher Nachweis wäre mit hoher praktischer Relevanz verbunden, da das HVS trainierbare Fähigkeiten erfasst. Folglich könnten Kinder mit Defiziten gezielt behandelt und das Risiko einer späteren Lese-Rechtschreib-Schwäche somit deutlich reduziert werden. Die Studie wird in drei Phasen durchgeführt:

  • Phase 1:
    Es werden 100 Kinder mit spezifischen Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung im Rahmen der ersten ambulanten Untersuchung getestet. Im Anschluss an die Hördiagnostik und die übliche informelle logopädische Sprachdiagnostik werden das HVS und ein Screeninginstrument zur Erfassung von Aussprachestörungen - Psycholinguistische Analyse Kindlicher Sprechstörungen (PLAKSS) eingesetzt. Ein zweiter Untersuchungstermin dient der Erfassung der allgemeinen sprachfreien Grundintelligenz (CFT1), der Überprüfung des Sprachverständnisses und grammatikalischer Fähigkeiten. Darüber hinaus werden verschiedene anamnestische Daten erhoben wie familiäre Belastung des Kindes durch Legasthenie, Defizite in der Aufmerksamkeit und der Feinmotorik sowie das Alter des Sprachbeginns.
  • Phase 2:
    Es wird die Lese-Rechtschreib-Leistung am Ende des ersten Grundschuljahres erfasst. Wiederholt werden das HVS sowie jene Tests, bei denen in Phase 1 Auffälligkeiten bestanden.
  • Phase 3:
    Es wird die Lese-Rechtschreib-Leistung am Ende des zweiten Grundschuljahres erfasst. Wiederholt werden das HVS sowie jene Tests, bei denen in Phase 2 noch Auffälligkeiten bestanden.

Ergebnisse liegen für die 65 bislang getesteten Kinder vor. Eindeutige Profile ergeben sich für Kinder mit Aussprachestörungen, Kinder mit spätem Sprachbeginn (> 2,5 Jahre) sowie Kinder mit Problemen in der Morphologie.

Schlussfolgerungen

Das HVS erlaubt das Erstellen von Profilen bei Kindern mit Restsymptomatik einer SEV. Es ist anzunehmen, dass je nach Profil der Sprachverarbeitungsstörung unterschiedliche Probleme beim Laut- und Schriftspracherwerb resultieren.

Spezialisten

Dr. sc. hum. Elisabeth Hutter

Schwerpunkt

CI-Rehabilitation,Therapeutische Betreuung

Portrait von Dr. med. Cornelia Hornberger

Dr. med. Cornelia Hornberger

Fachärztin für HNO Heilkunde
Fachärztin für Phoniatrie und Pädaudiologie