Kathetergeführter Verschluss eines Vorhofseptumdefektes
Klinik für Kardiologie, Angiologie, Pneumologiekatheterbasiert
Erklärung
Die einfachste Form eines Vorhofseptumdefektes ist das persistierende Foramen ovale (PFO)(LINK!). Darüber hinaus gibt es aber auch Vorhofseptumdefekte, die nicht auf einem unvollständigen Verschluss des Foramen ovale nach der Geburt beruhen, sondern unabhängig vom embryonalen Blutkreislauf als Folge einer Fehlanlage der Vorhofscheidewand entstehen und als Loch zwischen der rechten und linken Herz-Vorkammer eine Kurzschlussverbindung verursachen. Es handelt sich um den dritthäufigsten angeborenen Herzfehler. Es wird zwischen einem Septum Primum Defekt (ASD I) und einem Septum Sekundum Defekt (ASD II) unterschieden.
Ein ASD I tritt deutlich seltener auf. Der Defekt liegt im unteren Anteil der Vorhofscheidewand und ist oft mit Fehlfunktionen der Herzklappen verbunden. Ein ASD I sollte immer herzchirurgisch verschlossen werden.
Ein ASD II tritt deutlich häufiger auf. Der Defekt liegt in der Regel im mittleren Anteil der Vorhofscheidewand. Seine Größe kann sehr unterschiedlich sein. Durch Blutdruckunterschiede zwischen den beiden Herz-Vorkammern fließt eine je nach Defektgröße mehr oder weniger ausgeprägte Blutmenge von der linken in die rechte Herz-Vorkammer („Links-Rechts-Shunt“). Es kommt in der Folge zu einer Zunahme der Durchblutung der rechten Herzhälfte und der Lungenstrombahn. Diese Volumenüberlastung der rechten Herzkammer und des Lungengefäßbettes wird in der Regel lange ohne bedeutsame Beschwerden vertragen. Daher werden Vorhofseptumdefekte häufig erst im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter festgestellt.
Ein kathetergeführter Verschluss eines Vorhofseptumdefektes (ASD II) sollte unabhängig von Symptomen bei signifikantem Shuntvolumen (im Ultraschall Zeichen der Rechtsherzbelastung) erfolgen. Voraussetzung für einen kathetergeführten Verschluss ist eine geeignete Anatomie (Loch nicht zu groß, mittige Lage, glatte Ränder). Alternativ muss eine herzchirurgische Operation durchgeführt werden.
Auch bei Verdacht auf eine „paradoxe Embolie“ (LINK: Kathetergeführter Verschluss eines persistierenden Foramen ovale (PFO)) sollte nach Ausschluss anderer Embolie-Ursachen – unabhängig von der ASD II -Größe – ein Verschluss des Vorhofseptumdefektes erfolgen.
Vor kathetergeführtem Verschluss eines ASD II muss immer ein sog. „Sinus venosus Defekt“ (sehr seltene Form eines Vorhofseptumdefektes im oberen Anteil der Vorhofscheidewand) und eine Lungenvenenfehlmündung ausgeschlossen werden (mittels „Schluckecho“ und Herzkatheteruntersuchung).
Für einen ASD II-Verschluss wird unter örtlicher Betäubung ein Katheter über die Leistenvene in die rechte Herz-Vorkammer und von dort über den Vorhofseptumdefekt in die linke Herz-Vorkammer eingeführt. Über diesen Katheter wird ein Schirmchen, welches an der Vorhofscheidewand befestigt wird und somit den ASD II verschließt, unter Röntgen- und Ultraschallkontrolle („Schluckecho“) freigesetzt. Das Schirmchen wächst im Verlauf in der Vorhofscheidewand ein und wird von Gefäßinnenhaut überzogen. Der Eingriff dauert etwa 30 Minuten; der Patient muss in der Regel nur für eine Nacht im Krankenhaus bleiben. Anschließend ist für die Zeit der Einheilungsphase eine Blutplättchenhemmung mit 2 Medikamenten (ASS und Clopidogrel) für 6 Wochen erforderlich. ASS sollte für insgesamt 6 Monate nach erfolgtem ASD II -Verschluss eingenommen werden. Anschließend ist in der Regel keine weitere Medikamenteneinnahme mehr erforderlich.
Ambulanzen
Spezialisten
PD Dr. med. Farbod Sedaghat-Hamedani
Schwerpunkt
Kontaktperson Translational Registry for Cardiomyopathies