03.12.2024 Rheuma und…

Rheuma und Krebs: Heidelberger Spitzenforscherin dreifach ausgezeichnet

Dr. Karolina Gente, Funktionsoberärztin an der Medizinischen Klinik V des Universitätsklinikums Heidelberg und Expertin für Rheumatologie, steht an der Spitze eines innovativen Forschungsfeldes: der Schnittstelle zwischen rheumatischen Erkrankungen und Krebs. Ihre bahnbrechenden Arbeiten zur Früherkennung und sicheren Therapie von Krebs bei Rheuma-Patientinnen und -Patienten wurden mit drei renommierten Preisen ausgezeichnet.

Auszeichnungen für Spitzenforschung und patientennahe Beratung

Für ihre wissenschaftlichen Publikationen sowie ihr Engagement im Aufbau eines spezialisierten Beratungsangebots wurde Dr. Gente von der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie, der Rheuma Liga und der Deutschen Rheumastiftung geehrt.

  • Wissenschaftspreis der Stiftung Wolfgang Schulze (10.000 Euro, gemeinsam mit Professor Jan Leipe)
  • Rudolf Schoen-Preis der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (10.000 Euro)
  • Projektpreis der Deutschen Rheumastiftung (10.000 Euro)

Diese Auszeichnungen würdigen sowohl ihre Forschungsarbeiten als auch die praktische Umsetzung in der Versorgung von Betroffenen.

Wie hängen Rheuma und Krebs zusammen?

Rheuma ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem körpereigenes Gewebe angreift und Entzündungen auslöst. Langfristig können sowohl die Erkrankung als auch ihre Therapien das Immunsystem schwächen, wodurch das Risiko für bösartige Tumoren steigt. Auf der anderen Seite können bestimmte Krebsarten und ihre Therapien rheumatische Symptome auslösen.

2018 initiierte Dr. Gente das Patientenregister „MalheuR“ (Maligne und rheumatische Erkrankungen - zwei Extreme des fehlgesteuerten Immunsystems), um diese komplexen Zusammenhänge systematisch zu erforschen und fundierte Grundlagen für Therapieentscheidungen zu schaffen.

Immuntherapien und Rheuma: Neue Therapieansätze

Die Immun-Checkpoint-Inhibitor-Therapie, ein Meilenstein in der Onkologie, kann bei bis zu 10 % der Patientinnen und Patienten rheumatische Beschwerden auslösen. In einer preisgekrönten Studie untersuchte Dr. Gente 91 Betroffene mit Haut- oder Lungenkrebs. Das Ergebnis: Antirheumatische Basistherapeutika (DMARDs) wirkten sich positiv auf den Verlauf der Krebserkrankung aus, im Gegensatz zu hochdosierten Kortisonpräparaten, die häufiger Nebenwirkungen zeigten.

Diese Erkenntnisse bieten klare Empfehlungen für die Praxis und wurden 2023 im „Journal for ImmunoTherapy of Cancer“ veröffentlicht.

Präzise Diagnostik: Krebs und Rheuma unterscheiden

Eine zentrale Herausforderung ist die Unterscheidung von entzündlichen Symptomen, die sowohl durch Krebs als auch Rheuma verursacht werden können. Dr. Gente analysierte die Stoffwechselprodukte im Blut von mehr als 300 Rheuma-Patientinnen und -Patienten und identifizierte eine Signatur aus fünf Biomarkern, die Krebs und Rheuma klar voneinander abgrenzt.

Diese wegweisenden Ergebnisse wurden 2024 in den „Annals of the Rheumatic Diseases“ publiziert und könnten die Früherkennung von Krebserkrankungen revolutionieren.

Telemedizin: Barrierefreie Beratung für komplexe Krankheitsbilder

Seit 2018 bietet Dr. Gente am Universitätsklinikum Heidelberg eine spezialisierte Sprechstunde für Betroffene an. Ab 2025 wird dieses Angebot durch eine telemedizinische Komponente ergänzt, die insbesondere für mobilitätseingeschränkte oder weit entfernt lebende Patientinnen und Patienten zugänglich ist.

„Wir schließen damit eine Versorgungslücke für Menschen in komplexen Krankheitslagen“, erklärt Dr. Gente. Die Tele-Sprechstunde ermöglicht eine individuelle Beratung, die eng mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten abgestimmt wird, um sowohl Rheuma als auch Krebs optimal zu therapieren.

Siehe auch die Meldung im UKHD Newsroom.