Erkrankung der Nebenschilddrüse
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und TransplantationschirurgieDefinition der Erkrankung
Bei einer primären Überfunktion der Nebenschilddrüsen (primärer Hyperparathyreoidismus) findet sich als Ursache in etwa 80 Prozent der Fälle ein solitäres Adenom.
Als sekundärer und tertiärer Hyperparathyreoidismus werden regulative Veränderungen der Nebenschilddrüsenfunktion mit einer Vergrößerung aller 4 Nebenschilddrüsen aufgrund einer schweren chronischen Niereninsuffizienz oder nach Nierentransplantation bezeichnet.
Symptome
Die Symptome einer Nebenschilddrüsenüberfunktion sind Störungen der Nierenfunktion (Nierensteine, Niereninsuffizienz), des Knochenstoffwechsels (Osteoporose, Knochenschmerzen) sowie depressive Verstimmungen.
In seltenen Fällen kommt es auch bei angeborenen familiären endokrinen Tumorerkrankungen (MEN-Syndrome) zum Auftreten eines primären Hyperparathyreoidismus.
Diagnose
Ablauf der Behandlung
Die Operation der Nebenschilddrüsen erfolgt immer in Vollnarkose. Zur Vermeidung einer Funktionsstörung der Stimmbandnerven erfolgt an unserer Klinik eine Darstellung der Stimmbandnerven und eine Überprüfung der Funktion durch ein Stimulationsgerät (Neuromonitoring). Durch die vor der Operation durchgeführten Untersuchungen (Sonografie, Szintigrafie) kann der Operateur beim primären Hyperparathyreoidismus, im Falle einer positiven Lokalisationsdiagnostik, gezielt auf das vergrößerte Nebenschilddrüsenadenom zugehen und dieses vollständig entfernen. Noch in der Operation erfolgt, 15 Minuten nach Entfernung des Adenoms, eine laborchemische Bestimmung des Parathormonwertes, der auf 10 – 20 Prozent des Ausgangswertes vor der Operation abgefallen sein muss. Nach einer zusätzlichen Bestätigung der Diagnose eines entfernten Nebenschilddrüsenadenoms durch einen Pathologen (Schnellschnitt-Untersuchung) wird die Operation beendet. Die Entfernung eines Nebenschilddrüsen-adenoms kann in ausgewählten Fällen auch als so genannte minimal invasive videoassistierte Operation (MIVAP) erfolgen. Eine individuelle Besprechung der Vor- und Nachteile der einzelnen operativen Vorgehensweisen erfolgt in unserer Sprechstunde oder vor der Operation auf Station mit dem zuständigen Stationsarzt.
Bei Vorliegen einer sekundären oder tertiären Überfunktion der Nebenschilddrüsen werden alle 4 Nebenschilddrüsen operativ dargestellt und entfernt. Zur Aufrechterhaltung des Calciumstoffwechsels wird eine halbe Nebenschilddrüse in den Unterschenkel replantiert.
Mögliche Komplikationen / Risiken
Trotz einer sehr präzisen Operationstechnik kann es auch an spezialisierten Zentren in seltenen Fällen zum Auftreten von Komplikationen nach Nebenschilddrüsenoperationen kommen.
Lähmung des Stimmbandnerven (Recurrensparese)
Eine einseitige Schädigung der Stimmbandnerven führt zum Auftreten einer Heiserkeit. Bei einer beidseitigen Schädigung der Stimmbandnerven resultiert eine tonlose Stimme verbunden mit einer Schluckstörung. Ursache für den Funktionsverlust der Stimmbandnerven ist praktisch nie eine Durchtrennung des Nerven, sondern meist eine Funktionsstörung durch Druck oder Zug. Eine Rückbildung der nach einer Schilddrüsenoperation bestehenden Heiserkeit findet in der Mehrzahl der Fälle nach einigen Wochen bis Monaten statt.
Funktionsstörung der Nebenschilddrüsen
Nach einer vollständigen Entfernung aller vier Nebenschilddrüsen mit Replantation einer halben Nebenschilddrüse kann, meist nur vorübergehend nach der Operation, ein Kalziummangel auftreten, der sich in Form von Muskelkrämpfen äußert. Zur Behandlung der Symptome werden Kalziumtabletten verabreicht.
Nachsorge
In den Stunden nach der Nebenschilddrüsenoperation erfolgt eine klinische Überwachung der Herz-Kreislauf-Parameter, eine Kontrolle des Verbandes und der eingelegten Wunddrainagen sowie eine Laboruntersuchung mit Bestimmung der Calciumwerte.
Die Wunddrainagen werden am 1. Tag nach der Operation entfernt, der Hautfaden wird am 3. bis 4. postoperativen Tag gezogen. Am 2. postoperativen Tag erfolgt eine Hals-Nasen-Ohren-ärztliche Untersuchung zur Kontrolle der Stimmbandfunktion. Vor der Entlassung aus der Klinik erfolgt ein abschließendes Gespräch mit den behandelnden Ärzten zur Besprechung des Befundes der feingeweblichen Untersuchung (Histologie) und einer Festlegung des weiteren Vorgehens. Die weitere Betreuung übernimmt dann Ihr Hausarzt bzw. der behandelnde Endokrinologe.