Kleinzelliges Bronchialkarzinom

Thoraxonkologie

Definition der Erkrankung

Beim Lungenkrebs haben sich bösartige Wucherungen der Zellen der Atemwege gebildet. Die veränderten Zellen wachsen unkontrolliert, zerstören umliegendes Gewebe und können über Blut- und Lymphgefäße Absiedlungen (Metastasen) in anderen Körperorganen bilden. Die Unterscheidung zwischen kleinzellig und nicht-kleinzellig wird durch die Untersuchung einer Gewebeprobe durch den Pathologen getroffen. Kleinzellige Lungenkarzinome wachsen aggressiver (schnelle Zellteilung) und bilden häufiger und auch früher Metastasen als nicht-kleinzellige Formen.

Jährlich erkranken in Deutschland etwa 50.000 Menschen an Lungenkrebs. Damit zählt Lungenkrebs zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. 12-15% hiervon sind Kleinzellige Lungenkarzinome. Die Erkrankungshäufigkeit ist in den letzten Jahren rückläufig. Das mittlere Erkrankungsalter liegt zwischen 68 und 70 Jahren.

Weitere Informationen

Symptome

Im Frühstadium gibt es häufig keine typischen Symptome. Ein Lungentumor verursacht zunächst nicht regelhaft Beschwerden. Husten, Luftnot und Schmerzen des Brustkorbs sind unspezifische Anzeichen. Scheinbar harmlose Erkältungen mit Husten, die länger als acht Wochen anhalten, sollte daher insbesondere bei Risikogruppen (Raucher) vom Lungenfacharzt abgeklärt werden.

Im fortgeschrittenen Stadium verlieren die Betroffenen häufig innerhalb kurzer Zeit viel Körpergewicht und haben – zum Teil blutigen Auswurf. Auch Nachtschweiß und wiederkehrende Fieberschübe können vereinzelt auftreten.

Ein Teil der Kleinzelligen Lungenkarzinome besitzt die Fähigkeit, einen Überschuss an Hormonen zu produzieren. Hierdurch können sich sogenannte „paraneoplastische Phänomene“ ausbilden wie beispielsweise eine Muskelschwäche, vor allem der stammnahen Arm- und Beinmuskeln (Lambert-Eaton-Syndrom) oder eine veränderte Urinzusammensetzung und –menge, die sich durch einen erniedrigten Natrium-Gehalt im Blut zeigt (Schwarz-Bartter-Syndrom).

Ursachen

Zigarettenrauchinhalation ist für 85% der Lungenkarzinome verantwortlich. Dauer und Ausmaß des Zigarettenkonsums sowie individuelle Prädisposition bestimmen das Lungenkrebsrisiko.

Weiterhin kann die berufliche Exposition mit krebserregenden Stoffen eine Rolle spielen, unter anderem Arbeit mit Asbest, Quarzstaub, ionisierend strahlenden Stoffen, Nickel (ca. 5% der Lungenkarzinome sind hierdurch bedingt). In solchen Fällen kann eine Anerkennung als Berufskrankheit erfolgen und entsprechende Leistungen der Berufsgenossenschaften in Anspruch genommen werden.

Diagnose

Die Zusammenschau aller so erhobenen Befunde führt schließlich zu einer Einteilung gemäß der Ausdehnung der Erkrankung. Diese Unterteilung in sogenannte „Stadien“ ist individuell für jede Art von Krebs vorgegeben. Beim Kleinzelligen Lungenkarzinom unterscheiden wir:

  • very limited disease: kleiner Tumor, keine Absiedlungen in lokale Lymphknoten oder sonstige Organe (max. 5 Prozent der Patienten)
  • limited disease: größerer Tumor mit oder ohne Absiedlungen in lokale Lymphknoten, aber ohne Befall sonstiger Organe (ca. 30 Prozent der Patienten)
  • extensive disease: Vorhandensein von Metastasen in anderen Organen (60-70 Prozent der Patienten)

Ablauf der Behandlung

Sobald alle relevanten Informationen zu Ihrer Erkrankung vorliegen, wird Ihr spezieller Krankheitsfall in unserer Tumorkonferenz besprochen, um über den jeweils besten Therapieansatz zu entscheiden. Zentral hierfür ist unter anderem das sogenannte Erkrankungsstadium.

Zentrale Säule der Behandlung in allen Stadien des kleinzelligen Lungenkrebses ist die Chemotherapie. Die Tumorerkrankung zeigt eine rasche Zellteilung und starke Streuungstendenz (Absiedlungen in anderer Organe in Form von Metastasen); die Chemotherapie wirkt entgegen und kann Wachstum und Metastasierung zurückdrängen. Zudem zeigt sich in der metastasierten Situation, dass die Kombination der Chemotherapie mit einer Immuntherapie vorteilhaft ist.

Im Stadium „very limited disease“: (max. 5% der Fälle) kann die Möglichkeit einer Operation geprüft werden.  Zentrales Element der Behandlung ist jedoch auch dann die Verbindung der Behandlung mit der Chemotherapie. Ziel ist es in diesem Fall, möglicherweise bereits im Blutkreislauf befindliche einzelne Tumorzellen abzutöten und einen Rückfall möglichst zu verhindern. Zudem wird eine prophylaktische Bestrahlung des Gehirns durchgeführt, um auch hier das Anwachsen von Tumorzellen zu verhindern.

Im Stadium  „limited disease“: (ca. 30% der Fälle) erfolgt zur lokalen Behandlung des Tumors eine Strahlentherapie des Brustraumes, der in der Regel eine Chemotherapie vorausgeht. Bei gutem Erfolg der Behandlung wird auch in diesem Fall eine vorsorgliche („prophylaktische“) Bestrahlung des Kopfes erfolgen, da man weiß, dass einzelne Tumorzellen häufig früh in Richtung Gehirn wandern und dort von der Chemotherapie nicht ausreichend effizient erreicht und abgetötet werden können.

Im Stadium  „extensive disease“: Liegt bereits eine Metastasierung, das heißt Ausbreitung von Krebs in weitere Organe vor, so wird in der Regel ausschließlich eine Chemotherapie durchgeführt. Zudem zeigt sich in der metastasierten Situation, dass die Kombination der Chemotherapie mit einer Immuntherapie vorteilhaft ist.

Weitere medikamentöse Behandlungsverfahren der fortgeschrittenen Erkrankung werden aktuell in Studien geprüft. Ihre behandelnden Ärzte haben die im Haus laufenden Studien im Blick und werden eine mögliche Teilnahme mit Ihnen besprechen.

Nachsorge

In Abhängigkeit von Tumormanifestation und –ausdehnung sowie durchgeführtem Therapieansatz sind Verlaufskontrollen notwendig. In der Regel wird während Systemtherapie (medikamentöse Tumortherapie) alle 6-12 Wochen mit einer Computertomographie (CT) überprüft, ob sich der Krebs verkleinert oder zumindest in seinem Wachstum gestoppt wurde. Bei der Kontrolle von Hirnmetasten wird in der Regel eine Magnetresonanztomographie (MRT) eingesetzt.

Nach Abschluss einer Systemtherapie erfolgen diese Kontrollen in der Regel alle 2-3 Monate.