Morbus Parkinson
Neurochirurgische KlinikDefinition der Erkrankung
Morbus Parkinson – was ist das?
Zitternde Hände, unbewegliche und steife Muskeln in Armen und Beinen sind typische Beschwerden, die Morbus-Parkinson-Patienten zu Beginn ihrer Krankheit schildern.
Bei dieser fortschreitenden Erkrankung stirbt nach und nach eine kleine Gruppe spezieller Dopamin-produzierender Nervenzellen im Gehirn ab. Dieser Botenstoff ist an der Regulation von Körperbewegungen beteiligt.
Neben der medikamentösen Behandlung existiert seit einigen Jahrzehnten auch eine chirurgische Methode, mit der die für Morbus Parkinson typischen Bewegungsstörungen sehr effektiv gelindert werden können. Bei dieser so genannten Tiefen Hirnstimulation (THS; deep brain stimulation DBS) wird eine feine Elektrode hochpräzise und millimetergenau in die betroffenen Gehirnareale implantiert, wo sie durch schwache elektrische Impulse, ähnlich einem Herzschrittmacher, zu einer Normalisierung der Bewegungen führt. Häufig führt dies zu einer drastischen und raschen Besserung der Beschwerden, die mit Morbus Parkinson einhergehen.
Symptome
Diagnose
Nebenwirkungen vorbeugen – interdisziplinäres Patientenscreening vor jedem Eingriff
Bei richtigem Einsatz führt die Tiefen Hirnstimulation zu einer deutlichen Linderung der typischen Parkinson-Symptome und ermöglicht unseren Patienten wieder eine sehr gute Beweglichkeit. Auch die Dosis der bisher benötigten Medikamente kann so meist deutlich reduziert werden. Insgesamt lässt sich die Lebensqualität in der Regel enorm verbessern. Allerdings kann die Methode nur unter bestimmten Voraussetzungen erfolgversprechend angewandt werden. So sprechen etwa psychische Vorerkrankungen wie Depressionen oder eine Manie gegen den Einsatz der Tiefen Hirnstimulation, da sich diese Probleme durch die Behandlung noch verschlimmern könnten. Auch Patienten, die bereits aufgrund der fortgeschrittenen Erkrankung eine Parkinson-Demenz aufweisen, eignen sich nicht für eine Operation.
In enger Kooperation mit der benachbarten Klinik für Neurologie untersuchen wir daher jeden Patienten sorgfältig. In einem zehntägigen neurologischen Screening wägen wir Nutzen und Risiko für jeden unserer Patienten ab. Kommt danach eine Operation in Betracht, besprechen wir mit Patienten und Angehörigen die Abläufe der Operation, die zu erwartenden Verbesserungen und mögliche Auswirkungen auf das Sozial- und Privatleben. Umfassend aufgeklärt, können sich unsere Patienten dann ganz individuell für oder gegen den Eingriff entscheiden.
Ablauf der Behandlung
So behandeln wir Morbus Parkinson
In der Sektion Stereotaktische Neurochirurgie bieten wir die Behandlung von Morbus-Parkinson-Symptomen mit Hilfe der Tiefen Hirnstimulation an. Seit 1995 werden diese Eingriffe an der Neurochirurgischen Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg durchgeführt. Damit ist unsere Klinik eine der am längsten auf diesem Gebiet aktiven Abteilungen in Deutschland.
Bei diesem minimal-invasiven Eingriff nutzen wir hochmoderne OP-Technik wie Echtzeit-Bildgebung durch die intraoperative Kernspin- und Computertomografie, sowie spezielle hochpräzise Operationsinstrumente und neueste Computersoftware zur Planung. Hierdurch können unsere Neurochirurgen jeden beliebigen Punkt im Gehirn auf den Millimeter genau erreichen. Neben den Elektroden wird ein kleiner Neurostimulator („Schrittmacher“), meist unterhalb des Schlüsselbeins, implantiert. Dieser Stimulator liefert die Energie für die dauerhafte Stimulation. Je nach verwendetem Schrittmacher ist ein Wechsel des Aggregats nach einigen Jahren bei Aufbrauchen der Batterieleistung (sog. nicht-wiederaufladbarer Stimulator) notwendig.
Bei diesem Eingriff, welcher in lokaler Betäubung oder Kurznarkose durchgeführt werden kann, verbleiben die Elektroden im Gehirn. Bei einem anderen Stimulatortyp (sog. wiederaufladbarer Stimulator) muss der Patient das Aggregat regelmäßig – ca. 1h pro Woche - induktiv über die Haut wie einen Akku aufladen. Diese Stimulatoren sind kleiner und versprechen eine Laufzeit von mehr als 10 Jahren.
Erfahrung und hochmoderne Technik für eine sichere Operation bei Morbus Parkinson
Unsere erfahrenen Operateure können auf modernste OP- und Narkosetechniken zurückgreifen, wie sie nur in spezialisierten Zentren großer Universitätskliniken vorgehalten werden können. Durch einen optimierten OP-Ablauf sind wir in der Lage, den Eingriff besonders zügig und mit einem sehr hohen Sicherheitsstandard durchzuführen. Mit 0,3 Prozent ist das Risiko schwerwiegender Komplikationen in unserem Hause äußerst gering und liegt weit unterhalb der Risikoquote von häufigen Routineeingriffen wie zum Beispiel einer Mandel-Operation.
Noch während des Eingriffs werden erste Stimulationen durchgeführt. Hierfür muss unser Patient wach und ansprechbar sein – nur so kann die richtige Lage und erwünschte Wirkung der Elektroden im Gehirn garantiert werden. Dies ist völlig schmerzfrei, da das Gehirn selbst keine Schmerzrezeptoren besitzt. Dank spezieller Narkose-Mittel und einem ausgefeilten Narkose-Plan können wir diese „Wachzeiten“ auf ein absolutes Minimum reduzieren, sodass unsere Patienten den Großteil der Operation in Narkose liegen. Hierbei ist es uns besonders wichtig, dass auch die Startphase der OP nicht bewusst erlebt wird. Unsere Patienten werden also erst im Verlauf der Operation „geweckt“ – ein wichtiger Vorteil für unsere Patienten und ein großer Unterscheid zu anderen Kliniken. Vor Beendigung der OP erfolgt eine Lagekontrolle der Elektroden mittels CT-Bildgebung, um zu garantieren, dass für den Patienten nach der Operationen eine optimale Stimulationswirkung erzielt werden kann.
Nachsorge
Sorgfältige OP-Nachsorge mit konstanten Ansprechpartnern
Nach der Operation bleiben unsere Patienten in der Regel sieben bis zehn weitere Tage in der Klinik. Neben der Heilung der Operationswunden werden dabei die bisherigen Parkinson-Medikamente schrittweise reduziert, gleichzeitig werden Stärke und Art der Tiefen Hirnstimulation genauestens eingestellt. Anschließend überweisen wir unsere Patienten in eine Parkinson-Fachklinik, wo die Feinabstimmung von Medikamenten und Stimulation weitergeführt wird, bis ein optimales Verhältnis gefunden ist. Hier steht auch eine körperliche Rehabilitation auf dem Programm.
Zur Nachsorge bestellen wir die erste Zeit nach dem Eingriff unsere Patienten zunächst etwa alle drei Monate zu Nachuntersuchungen ein. Sind Stimulation und Medikamente optimal abgestimmt, findet einmal im Jahr eine Nachkontrolle statt. Hier prüfen wir den Batteriestatus und die einwandfreie Funktion des Neurostimulators. Die Kontrolle findet durch die gleichen Ärzte statt, die den Patienten zuvor operiert und behandelt haben – sie sind schließlich am besten mit den individuellen Problemen ihres Patienten vertraut.
Das zeichnet uns aus
- Jahrzehntelange Erfahrung und höchste Expertise auf dem Gebiet der Tiefen Hirnstimulation und anderer stereotaktischer Eingriffe
- Überdurchschnittliche Ausstattung mit moderner OP-Technologie (intraoperatives CT intraoperatives MRT, OP-Navigation)
- Sichere und maximal komfortable Eingriffe dank modernster Narkose-Verfahren und optimierter Operationsabläufe
- Sorgfältige Risiko-Nutzen-Analyse jedes Patienten in einem zehntägigen neurologischen Screening
- Hohe interdisziplinäre Vernetzung mit der Klinik für Neurologie der Universitätsmedizin Heidelberg
- Regelmäßige Nachsorge durch die behandelnden Ärzte
Spezialisten
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Prof. Dr. med. Martin Jakobs
Sektionsleiter (Spezialsprechstunde Stereotaxie / Funktionelle Neurochirurgie)
Sektion Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie
Zusatzbezeichnung Intensivmedizin
Diplom der European Stereotactic and Functional Neurosurgery Society (ESSFN)Schwerpunkt
Stereotaktische und Funktionelle Neurochirurgie, Intensivmedizin