Nierenbeckenentzündung
Urologische KlinikDefinition der Erkrankung
Die Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) ist eine bakterielle Infektion des Nierengewebes und des Nierenbeckens. Sie kann akut oder chronisch verlaufen. Akute Infektionen treten bei Frauen etwa 100 mal häufiger auf als bei Männern.
Meistens entwickelt sich eine akute Nierenbeckenentzündung aus einer aufsteigenden Harnwegsinfektion. Dabei wandern Keime über einen oder beide Harnleiter von der Blase aufwärts ins Nierenbecken. Die Erkrankung verläuft schwer, mit hohem Fieber, Flankenschmerzen und starkem Krankheitsgefühl. Wird die Nierenbeckenentzündung nicht behandelt, können sich kleine Abszesse in der Niere bilden, die zu einer chronischen Entzündung oder zu einer Verminderung der Nierenfunktion führen.
Die chronische Form der Nierenbeckenentzündung kann über lange Zeit ohne jegliche Symptome verlaufen. Sind die ableitenden Harnwege über längere Zeit verändert (vesikoureteraler Reflux, Harnleiterenge), kann sich aus einer akuten eine chronische Nierenbeckenentzündung entwickeln. Es kommt zur Narbenbildung. Eine chronische Nierenbeckenentzündung kann die Nieren soweit schädigen, dass es zu einem vollständigen Nierenversagen mit Dialysepflichtigkeit kommt.
Symptome
Bei der akuten Nierenbeckenentzündung besteht meist ein schweres Krankheitsgefühl mit folgenden Beschwerden:
- plötzlich auftretendes, hohes Fieber, evtl. Schüttelfrost
- heftige Schmerzen im Bereich beider Flanken
- schmerzhaftes, häufiges und erschwertes Wasserlassen (Dysurie)
Die chronische Nierenbeckenentzündung schädigt die Niere langsam und kontinuierlich. Häufig ist das Erscheinungsbild deshalb uncharakteristisch:
- Unklare Fieberzustände
- Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, dumpfe Rückenschmerzen, Brechreiz
- Evtl. Bluthochdruck und Blutarmut
- Sie sollten in jedem Fall einen Arzt aufsuchen!
Ursachen
Normalerweise finden sich im Urin und im Harntrakt keine Bakterien. Verschiedene Faktoren begünstigen aber, dass Keime (meist Escherichia coli) über die Harnröhre bis zur Niere aufsteigen und dort eine Entzündung hervorrufen. Zu diesen Risikofaktoren zählen vor allem Harnabflussstörungen aufgrund von Nierensteinen, Tumore oder eine Vergrößerung der Vorsteherdrüse (Prostata). Querschnittslähmungen oder Fehlbildungen im Bereich des Harntraktes führen zu einem Urinstau. Damit können die Keime leichter in die Niere aufsteigen. Weitere Faktoren, die einen Nierenbeckenentzündung begünstigen, sind:
- Schwangerschaft und sexuelle Aktivität
- Stoffwechselstörungen wie Gicht oder Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Missbrauch von Schmerzmitteln
- Eingriffe an den Harnwegen (z.B. Blasenkatheter)
- Abwehrschwäche
Diagnose
Als erstes erfragt der Arzt die Krankengeschichte und Beschwerden. In einer Blutuntersuchung bestimmt er die Nieren- und die Entzündungswerte. Eine Urinprobe wird auf Bakterien und weiße Blutkörperchen untersucht. Zusätzlich können Bakterien aus einer Blutprobe kultiviert werden. In der Ultraschalluntersuchung werden die Nieren und ableitenden Harnwege untersucht. Insbesondere wird nach den Ursachen eines möglichen Harnstaus gesucht. In manchen Fällen ist dazu auch eine Röntgenuntersuchung (Urographie) oder eine Harnblasenspiegelung (Zystokopie) notwendig.
Ablauf der Behandlung
Nach der Abnahme von Urin und Blut zum Nachweis von Bakterien beginnt der Arzt noch vor Erhalt der Untersuchungsergebnisse mit der Behandlung. Der Arzt wird Ihnen ein Antibiotikum mit einem breiten Wirkungsspektrum verordnen. Nachdem der Erreger identifiziert ist, passt der Arzt die Therapie gegebenenfalls mit dem entsprechenden Antibiotikum an.
Neben dieser spezifischen Therapie ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (mindestens zwei Liter am Tag), Bettruhe und das Weglassen aller nierenschädigenden Medikamente wichtig. Bei Bedarf können auch krampflösende Medikamente gegeben werden.
Wichtig für Therapieerfolg ist es, die Harnabflussstörungen wie Nierensteine zu beseitigen.
Kehren die Entzündungen häufig wieder, ist eine längerfristige, niedrigdosierte antibiotische Therapie notwendig.
Mögliche Komplikationen / Risiken
Nach etwa 24 Stunden sollte eine Besserung der Beschwerden eingetreten sein und nach drei Tagen sollte der Harnbefund wieder normal sein. Die akute Nierenbeckenentzündung heilt in den meisten Fällen ohne Folgen aus.
Wiederholte und chronische Verläufe können zu einer Funktionseinschränkung der Niere führen. In seltenen Fällen kommt es im Rahmen einer Nierenbeckenentzündung zu einer Blutvergiftung (Sepsis, Urosepsis) oder zu Eiteransammlungen (Abszess) im Nierenbereich.
Nachsorge
Wie kann man einer Nierenbeckenentzündung vorbeugen?
Achten Sie auf eine ausreichende Trinkmenge (zwei Liter am Tag). Dadurch können Sie die Keime aus der Niere "spülen". Vermeiden Sie Durchnässung oder Unterkühlung. Vermeiden Sie den Gebrauch von Intimsprays, parfümierten Seifen oder desinfizierenden Lösungen. Sie verändern das Hautmilieu im Genitalbereich und bilden damit ein gutes Nährmedium für Bakterien. Harnabflussstörungen sollten soweit wie möglich beseitigt werden.