Rhizarthrose / Daumensattelgelenksarthrose
Bereich Hand-, Ellenbogen- und MikrochirurgieDefinition der Erkrankung
Die Rhizarthrose ist der chronische Verschleiß des Daumensattelgelenks (Gelenk zwischen dem großen Vieleckbein und dem 1. Mittelhandknochen). Schmerzen und Kraftverlust vornehmlich beim Greifen sind häufig die Folge. Konservative Therapien lindern die Beschwerden in anfänglichen Stadien meist deutlich, wohingegen beim weiteren Fortschreiten der Erkrankung eine Operation notwendig werden kann.
Häufigkeit
Die Arthrose des Daumensattelgelenks ist eine der häufigsten Arthrosen im Bereich der Hände, wobei oft beide Daumen betroffen sind. Der Verschleiß des Knorpels zwischen dem großen Vieleckbein (Os trapezium) und dem 1. Mittelhandknochen schreitet mit zunehmendem Alter voran und kann bislang nicht rückgängig gemacht werden.
Die Arthrose des Daumensattelgelenks tritt mit deutlicher Mehrheit gehäuft bei Frauen auf. In vielen Fällen liegt eine „stumme“, also symptomlose Arthrose vor, jedoch etwa 10% der Allgemeinbevölkerung leiden an einer beschwerdehaften Form.
Symptome
Der Daumen nimmt eine herausragende Stellung im Rahmen der Handfunktion ein. Er kann den restlichen Fingern gegenübergestellt werden, was vor allem beim Greifen seine Wichtigkeit unterstreicht. Zunehmende Schmerzen und ein Verlust der Handkraft zeichnen die Rhizarthrose aus. Typisch sind Schmerzen während des Greifens bis hin zur Unfähigkeit zum Beispiel Schraubgläser zu öffnen oder die Haustür schmerzfrei aufzuschließen. Zusätzlich treten oft Einschränkungen der Beweglichkeit und eine vermehrte Steifigkeit auf. In fortgeschrittenen Stadien kommt es häufig auch zu einer Fehlstellungen des Daumens.
Ursachen
Obwohl sich beim überwiegenden Anteil der Patient*innen keine eindeutige Ursache für die Rhizarthrose zeigt, konnten diverse Risikofaktoren für die Entwicklung des Gelenkverschleißes identifiziert werden:
- Weibliches Geschlecht
- Alter > 40 Jahre
- Wechseljahre
- gehäuftes Vorkommen einer Arthrose in der Verwandtschaft
- Übergewicht
- übermäßige Beweglichkeit der Gelenke
- berufliche Belastung
- Verletzung des Daumensattelgelenks in der Vergangenheit
Generell tragen neben einer erhöhten mechanischen Belastung des Daumens vor allem hormonelle Einflüsse zur Entstehung des Gelenkverschleißes bei, denn immerhin sind ca. 20 bis 50% der Frauen nach den Wechseljahren von einer Rhizarthrose betroffen. Seltener kann es durch eine Verletzung zu einer Gelenkschädigung kommen. Auch der exzessive Gebrauch von Smartphones kann zu einer Überlastung des Daumensattelgelenks mit potentieller Entwicklung von Verschleißerscheinungen führen.
Diagnose
Die frühzeitige Diagnose der Rhizarthrose ist entscheidend für die Auswahl eines geeigneten Therapieverfahrens. Feste Bestandteile der Diagnostik sind die klinische Untersuchung der Hände sowie eine Röntgenaufnahme des Daumensattelgelenks. Je nach Röntgenbild kann die Erkrankung in verschiedene Stadien eingeteilt werden, die bei der Therapieentscheidung berücksichtigt werden.
Ablauf der Behandlung
Zur Behandlung der Rhizarthrose stehen zahlreiche nicht-operative sowie operative Verfahren zur Verfügung. Das gemeinsame Ziel ist die Schmerzlinderung sowie Erhalt und Wiederherstellung von Beweglichkeit, Kraft und Stabilität. Zudem soll die Beeinträchtigung im Alltag möglichst vermindert werden.
Konservative Therapie
Das erste Mittel der Wahl in allen Stadien nach der Diagnosestellung ist zunächst die nicht-operative Therapie. Physio- und ergotherapeutische Behandlungen dienen dem Erhalt der Beweglichkeit und können zur Lösung von Kontrakturen beitragen.
In vielen Fällen und vornehmlich in den frühen Stadien sind spezielle Bandagen oder Orthesen hilfreich, die durch Ruhigstellung des Gelenks zu einer Schmerzreduktion führen.
In der medikamentösen Therapie hat sich zur kurzfristigen Schmerzlinderung die Einnahme von nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofenac bewährt, die dem phasenweise auftretenden Reizzustand entgegenwirken.
Lokale Gelenkinfiltrationen zum Beispiel mit Kortison oder Hyaluronsäure führen meist nur zu einer kurzfristigen Schmerzlinderung und sollten aufgrund des möglichen Infektionsrisikos nicht wiederholt angewendet werden.
Durch diese nicht-operativen Maßnahmen kann es in vielen Fällen zu einer deutlichen Beschwerdelinderung kommen, sodass ein chirurgischer Eingriff nicht beziehungsweise erst im späteren Verlauf notwendig wird.
Operative Therapie
Verbleiben die Schmerzen und die somit verbundenen Alltagseinschränkungen trotz konservativer Therapie, stehen verschiedene Operationsverfahren zur Verfügung. Kleinere Eingriffe wie Gelenkspiegelungen des Daumensattelgelenks oder die Durchtrennung von schmerzleitenden Nervenfasern (Denervation) kommen vor allem in frühen Stadien und eher selten zum Einsatz.
Die Entfernung des großen Vieleckbeins (Trapezektomie) hat sich als sehr gute Therapieoption bewährt. Als weitere operative Möglichkeit wird immer häufiger der Einsatz einer Daumensattelgelenksprothese durchgeführt. In diesem Fall wird das große Vieleckbein nicht entfernt, sondern die verschlissene Gelenkfläche, ähnlich wie es auch bei der Hüfte durchgeführt wird, durch eine Endoprothese ersetzt.
Eine detaillierte Darstellung der Trapezektomie und der Implantation einer Daumensattelgelenksprothese beschreiben wir in zwei separaten Lexikonbeiträgen.
Beide Eingriffe führen meist zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität durch Schmerzreduktion und die Wiederherstellung der Handfunktion.
Der betroffene Daumen wird je nach Art des Eingriffs für eine gewisse Zeit ruhiggestellt, bevor die Beübung und der Belastungsaufbau beginnen können.