Schultereckgelenksverletzung

Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie

Definition der Erkrankung

Traumatische inkomplette oder komplette Zerreißung des Kapsel-Bandapparates am Schultereckgelenk.

Weitere Informationen

Symptome

(Druck-)Schmerzen über dem Schultereckgelenk, relativer Hochstand des Schlüsselbeins am Schultereckgelenk ggf. mit , sog. Klaviertastenphänomen (das nach oben abweichende Ende des Schlüsselbeins kann vom Untersucher analog zur Bewegung einer Klaviertaste nach unten gedrückt werden und federt beim nachlassen des Drucks wieder nach oben), Stufenbildung.

Meist direktes Anpralltrauma bei Sturz auf den angelegten Arm. Häufig sind Radfahrer betroffen.

Ursachen

Röntgen mit und ohne Gewicht, ggf. Ultraschall und/oder MRT zum Ausschluss von Begleiterkrankungen

Folgeerkrankungen

bleibende Instabilität, sichtbare Stufe

Ablauf der Behandlung

Nach ausführlicher Diagnostik erfolgt die Entscheidung über die Therapie der Erkrankung, hierzu kommt eine spezifische Einteilung, die sog. Rockwood-Klassifikation zum Einsatz. Hier wird anhand des individuellen Verletzungsmusters die Position des Schlüsselbeins zum Schulterblatt bestimmt. Liegt eine Zerrung oder eine Zerreißung des Kapsel-Bandapparates ohne signifikante Verschiebung des Schlüsselbeins vor (Rockwood I/II) kann konservativ behandelt werden. Hierzu werden Schmerzmittel verabreicht und der Arm in einem speziellen Verband (Gilchrist) für bis zu zwei Wochen ruhiggestellt. In dieser Zeit kommt es zu einer Vernarbung der gezerrten oder gerissenen Sehnenanteile. Anschließend erfolgt eine früh-funktionelle physiotherapeutische Beübung des Schultergelenks zur Wiederherstellung der vollen Schulterbeweglichkeit.

Liegt eine Zerreißung des Bandapparates mit Verschiebung des Schlüsselbeins um weniger als eine Schlüsselbein-Schaftbreite nach oben vor (Rockwood III) wird je nach Alter sowie individuellem Anspruchs- und Risikoprofil des Patienten eine konservative Behandlung wie oben beschrieben angestrebt, oder bspw. bei sportlich aktiven Patientin eine Operation empfohlen. Bei konservativer Behandlung ist eine teilweise Vernarbung der gerissenen Kapsel-Band-Strukturen möglich, eine sicht- und tastbare Stufe verbleibt jedoch.

Ist das Schlüsselbein gegenüber dem Schulterblatt nach hinten (Rockwood IV) verschoben, um mehr als eine Schaftbreite nach oben verschoben (Rockwood V) oder ist das Schlüsselbein unterhalb des Coracoid-Fortsatzes des Schulterblatts (Rockwood VI) eingeklemmt, empfehlen wir die operative Versorgung.

Prinzipiell kommen verschiedene Methoden zum Einsatz: früher wurden eine sog. „Hakenplatte“ verwendet, die auf den Schaft des Schlüsselbeins aufgeschraubt und mit einem an der Platte befestigten Haken am Unterrrand des knöchernen Schulterdachs eingehakt wird. Seit einigen Jahren verwenden wir eine minimal-invasive Technik, bei der über kleine Bohrungen in Schlüsselbein und Coracoid-Fortsatz nicht-resorbierbare Fäden eingezogen werden, an deren Enden schmale Titananker angebracht sind: bei diesem sogenannten Twin Tail TightRope-Verfahren (Fa. Arthrex) wird die originale Stellung und Stabilität des Schultereckgelenks wieder hergestellt, die Bänder können anatomisch vernarben. Der Vorteil dieses Verfahrens ist insbesondere, dass keine Metallentfernung notwendig ist und somit ein Folgeeingriff entfällt.

Mögliche Komplikationen / Risiken

Das Schultergelenk reagiert auf Ruhigstellung bereits früh – es kommt zu einer Bewegungseinschränkung. Zur Vorbeugung erfolgt eine früh-funktionelle physiotherapeutische Therapie. Die verwendeten Nahtmaterialen können ausreißen, wodurch bei noch unvollständiger Vernarbung ein Stellungsverlust resultieren könnte. Dies ist jedoch sehr selten.

Nachsorge

Sollte eine operative Therapie notwendig sein, ist bei komplikationslosem Verlauf ein stationärer Aufenthalt von wenigen Tagen erforderlich. Bereits während des Aufenthaltes erfolgt eine physiotherapeutische Nachbehandlung aus dem angelegten Gilchrist-Verband. Die Physiotherapie sollte nach Entlassung ambulant fortgeführt werden.

Das zeichnet uns aus

Langjährige Erfahrung bei der Rekonstruktion des Schultereckgelenks mit Verwendung neuester Implantattechnik