Allogene Stammzelltransplantation

Sektion Stammzelltransplantation

Erklärung

Bei der allogenen Transplantation werden Knochenmark bzw. Blutstammzellen von einer anderen, gesunden Person übertragen. Mit dem Spender muss eine weitgehende, aber nicht vollständige Übereinstimmung der Gewebemerkmale bestehen. Beim Spender handelt es sich entweder um ein passendes leibliches Geschwister des Patienten oder um einen unverwandten, freiwilligen Spender, der in den entscheidenden Gewebemerkmalen mit dem Patienten übereinstimmt. Vorteile der allogenen Stammzelltransplantation bestehen darin, dass keine Tumorzellen mit dem Transplantat übertragen werden können, und dass das neue, mit den Stammzellen übertragene Immunsystem des Spenders mithelfen kann, die bösartigen Zellen aus dem Körper des Patienten zu beseitigen. Dies scheint häufig der entscheidende Grund dafür zu sein, dass die allogene Stammzelltransplantation bei vielen Leukämie-, Lymphom- und Myelom-Erkrankungen wesentlich wirksamer als die autologe Stammzelltransplantation ist.

Dieser Immuneffekt des Transplantates auf die bösartigen Zellen scheint bei vielen Erkrankungen für den Heilerfolg der allogenen Transplantation von ausschlaggebender Bedeutung zu sein. Man hat daher Transplantationsverfahren entwickelt, die diesen Immunmechanismus gezielt ausnutzen, indem die chemo- oder strahlentherapeutische Vorbehandlung des Patienten unmittelbar vor der Stammzellübertragung stark abgemildert wird. Auf diese Weise wird das Immunsystem des Patienten zwar noch im ausreichenden Maße unterdrückt, um das Anwachsen des Transplantates und der darin enthaltenen Spenderimmunzellen zu gewährleisten. Die Verträglichkeit der Transplantation verbessert sich durch derartige „dosisreduzierte“ Konditionierungsverfahren allerdings erheblich, und ermöglicht ihre Anwendung auch bei geschwächten oder älteren Patienten.

PHASEN DER ALLOGENEN TRANSPLANTATION

Wir möchten, dass Sie in einer möglichst optimalen körperlichen Verfassung in die Transplantation gehen. Hierzu ist es einerseits wichtig sicherzustellen, dass sämtliche Organe (Herz, Lungen, Leber, Niere, Darm) sich in guter Verfassung befinden, weswegen entsprechende Untersuchungen zur Funktion dieser Organe erfolgen müssen. Andererseits sollten wegen der zu erwartenden vorübergehenden Abwehrschwäche mögliche Entzündungsherde im Körper saniert werden, so dass auch hierzu gezielte Untersuchungen erforderlich sind. Daher starten wir mit der Vorbereitung cirka 4 - 6 Wochen vor Ihrer Transplantation. In dieser Vorbereitungszeit müssen Sie sich an etwa 3 bis 4 Terminen bei uns in der allogenen Transplantationsambulanz vorstellen. Neben verschiedenen Bluttests werden weitere Untersuchungen notwendig sein, die wir Ihnen hier kurz vorstellen.

REGELHAFT SIND NUR DIE FOLGENDEN UNTERSUCHUNGEN BZW. TERMINE ERFORDERLICH:

  • Sonographie Abdomen: (=Ultraschall) zur Beurteilung von Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse, Milz und Nieren
  • Herzultraschall/EKG: zur Beurteilung der Pumpfunktion des Herzens
  • Lungenfunktionsprüfung: zur .berprüfung der Lungenfunktion
  • Computertomografie der Lungen: zum Ausschluss von Infektionen der Lunge
  • Röntgenuntersuchung bzw. Computertomografie der Nasennebenhöhlen: zum Ausschluss von Infektionen der Nasennebenhöhlen
  • Zahnärztliche Untersuchung: zum Ausschluss eines Entzündungsherdes im Bereich der Zähne
  • Bei Patientinnen gynäkologische Untersuchung zum Ausschluss eines Entzündungsherdes im Bereich der äußeren und inneren Genitale
  • Sozialdienst: Information über medizinische Rehabilitation nach der Transplantation, sozialversicherungsrechtliche Angelegenheiten, etc.
  • Psychologin: auf Wunsch
  • Transplantationsstation: bereits vor der stationären Aufnahme können Sie sich die Station zeigen lassen und Fragen betreffs ihres stationären Aufenthalts klären

DIESE AUSWAHL MUSS UNTER UMSTÄNDEN DURCH ZUSÄTZLICHE UNTERSUCHUNGEN ERGÄNZT WERDEN.HIERZU  GEHÖREN:

  • Proktoskopie: zum Ausschluss eines Entzündungsherdes im Analbereich
  • Kardiologische Untersuchung: zur .berprüfung der Herzfunktion
  • Strahlenklinik: zur Planung, falls eine Bestrahlung im Rahmen der Konditionierung vorgesehen ist

Welche Untersuchungen Sie tatsächlich benötigen, wird unser Case Management klären und alle erforderlichen Termine mit Ihnen planen. Sicherlich können Sie einige Untersuchungen auch heimatnah durchführen lassen – wir geben Ihnen hierfür gern entsprechende Schreiben für Ihre Ärzte mit. 

Das Case Management ist auch Ihr erster Ansprechpartner für alle Fragen zum Behandlungsablauf, zu medizinischen Problemen sowie zur Ausstellung von Bescheinigungen für Behörden, Krankenkasse, Arbeitgeber usw. 

Ihr Ambulanzarzt wird gemeinsam mit den zuständigen Oberärzten alle Untersuchungsbefunde sehen und zusammen mit Ihnen besprechen. Bei zusätzlichen Fragen oder Unklarheiten, die sich nicht mit dem Case Management klären lassen, können Sie ihn über das Sekretariat der Allogenen Transplantationsambulanz erreichen. Sie können Ihre Fragen aber auch notieren und zu Ihrem nächsten Termin bei uns mitbringen. 

Etwa drei bis fünf Tage vor Ihrer stationären Aufnahme werden Sie nochmals einen Termin in der Ambulanz haben: es wird dann ein abschließender „Check up“ gemacht, damit keine neu aufgetretenes gesundheitliches Problem übersehen wird. 

Damit ist Ihre Vorbereitungszeit in unserer Ambulanz abgeschlossen.

Nachdem Ihre Vorbereitung in der Ambulanz abgeschlossen ist, freuen wir uns, Sie jetzt bei uns durch die Zeit der Transplantation begleiten zu können. Hier ein erster kleiner Überblick vor Ihrer Aufnahme, der Ihnen helfen soll, sich auf der Station zurechtzufinden. 

AUFNAHME

Sie kommen im Laufe des Vormittags auf Station (die Uhrzeit teilt Ihnen das Case Management mit). Evtl. werden noch einige Routineuntersuchungen (EKG, Röntgen, Labor) durchgeführt. 

Am Abend beginnt dann in der Regel Ihre Infusionstherapie, und unser Pflegepersonal bespricht mit Ihnen genau die pflegerischen Notwendigkeiten. Dafür wird Ihnen ein zentraler Venenkatheter gelegt.

DIE STATION „VON DUSCH“

Der Name „Von Dusch“ soll an einen früheren Chefarzt unserer Klinik, Prof. Theodor von Dusch (1824-1890), erinnern. Die Station gliedert sich in zwei Bereiche: ein abgegrenzter Bereich mit 8 Einzelzimmern ausschließlich für allogene Stammzelltransplantationen (sog. „KMT-“ oder „Schleusenbereich“), sowie ein Bereich mit Doppel- und Einzelzimmern für die Behandlung von Patienten mit komplizierten bzw. pflegeaufwändigen Blut- und Knochenmarkerkrankungen (Hämatologische Intensivstation, „HIS“). Auch hier können im Bedarfsfall in Einzelzimmern allogene Transplantationen durchgeführt werden. In beiden Bereichen verfügen sämtliche Zimmer über eine Nasszelle mit Toilette und Dusche und sind mit einer speziellen Luftfilter-Anlage ausgestattet, um die Raumluft von Krankheitserregern möglichst vollständig zu befreien. Aus diesem Grunde können (und dürfen) auch die Fenster nicht geöffnet werden. Von Beginn der Konditionierung bis zur Erholung der Leukozyten darf der Patient in der Regel die Transplantationsstation nicht verlassen. 


Beide Bereiche werden gemeinsam von einem Ärzte- und Pflegeteam unter Leitung von Herrn Prof. Peter Dreger bzw. Frau Maria Lommatzsch betreut.

Weitere Informationen zur Station

VORBEUGUNG GEGEN KOMPLIKATIONEN

Wichtig zur Vorbeugung von Infektionen sind Ihre eigene Gründlichkeit bei der täglichen Körperhygiene, sowie eine regelmäßige Mundpflege. Besonders die Schleimhäute des Mundes und des Rachenraumes stellen eine gefährliche Eintrittspforte für Keime dar, da sie durch Chemotherapie und Bestrahlung geschädigt werden. 

Mundpflege: Zähne mit einer neuen und weichen Zahnbürste putzen (die Zahnbürste muß alle 2 Wochen gewechselt werden), anschließend Mundspülung mit den bereitgestellten Mundspüllösungen. 

Um Pilzinfektionen durch das Einatmen von Pilzsporen zu verhindern ist Ihr Zimmer mit einem speziellen Luftfiltersystem versehen, die Fenster können nicht geöffnet werden. 

Einmal tägliche Ganzkörperwaschung mit einer Waschlotion und Pflegelotion. Waschlappen nach Gebrauch nicht in das Wasser zurückgeben > Keimverschleppung! 

Täglicher Wechsel der Kleidung, die Unterwäsche soll bei 60°C waschbar sein. 

Regelmäßige Medikamenteneinnahme. 

Alle Gegenstände, die einmal auf dem Boden gelegen haben, dürfen ohne vorherige Desinfektion nicht mehr benutzt werden. 

Eine tägliche, konsequente Selbstbeobachtung von Ihnen unterstützt uns im frühzeitigen Erkennen von Komplikationen, wie zum Beispiel: Medikamentenunverträglichkeiten-, Allergien und Hautveränderungen. 

Um Muskelverspannungen vorzubeugen, den Kreislauf zu aktivieren, die Lunge zu belüften und die Venenmuskulatur zu stärken, sollten Sie neben der Krankengymnastik jede Gelegenheit nutzten, sich außerhalb des Bettes zu bewegen. Besonders geeignet ist die Zeit am späten Vormittag, wenn Ihre Infusionen eingelaufen sind und Sie von den Infusionssystemen „abgestöpselt“ sind. Zum Trainieren steht Ihnen in Ihrem Zimmer ein Fahrradergometer zu Verfügung, sowie ein Laufband auf dem Flur. 

Zur Vorbeugung von Lungenentzündungen müssen regelmäßig Atemübungen mit einem speziellen Gerät (CPAP) erfolgen.

ZUM TAGESABLAUF

Der Tag beginnt für Sie gewöhnlich gegen 7:00 Uhr morgens mit der Messung von Blutdruck, Temperatur, Puls und Gewicht, Blutentnahme, Verabreichung der Medikamente und der Bilanzierung Ihres Flüssigkeitshaushaltes. 

Später erfolgen dann: 

  • Wechsel der Infusionstherapie 
  • Waschen, Atemgymnastik, Mobilisation 
  • Arztvisite 
  • Betreuung durch unser Physiotherapieteam 
  • Pflegemaßnahmen wie z. B. Verbandswechsel 

Mahlzeiten: 

  • Frühstück ca. 8:00 Uhr 
  • Mittagessen ca. 12:30 Uhr 
  • Abendessen ca. 18:00 Uhr 

Schichtwechsel und Übergabezeiten Pflegepersonal: 

  • Morgens: 6:30 – 7:00 Uhr 
  • Mittags: 13:30 – 14:30 Uhr 
  • Abends: 21:00 – 21:30 Uhr 

Besuchszeiten: 

  • Täglich 12:00 – 20:00 Uhr 

Wenn alles gut verläuft und keine Komplikationen auftreten, werden Sie unsere Station nach ca. 4 – 6 Wochen wieder verlassen können; ein längerer Aufenthalt kann jedoch unter Umständen erforderlich werden. 

Wir möchten Ihnen Ihren Aufenthalt bei uns so angenehm wie möglich gestalten, deswegen: Sprechen Sie uns an, wenn Sie Fragen, Bitten oder Anregungen haben – nur so können wir individuell auf Ihre Bedürfnisse eingehen.

ABLAUF DER BEHANDLUNG

KONDITIONIERUNG

Durch eine einmalige, über einen kurzen Zeitraum verabreichte Chemotherapie, evtl. in Kombination mit einer Ganzkörperbestrahlung, werden zunächst Immunsystem und Blutbildung des Patienten weitgehend ausgeschaltet. Auf diese Weise wird eine Transplantatabstoßung verhindert und langfristig im Idealfall eine restlose Beseitigung der bösartigen Zellen aus dem Körper bewirkt. Sowohl Immunsystem als auch die Blutbildung erneuern sich dann aus den nachfolgend gegebenen Stammzellen. Diese Behandlung wird als “Konditionierung” bezeichnet und dauert in der Regel 6-7 Tage, manchmal aber auch länger. Die Art der Konditionierung (Zusammensetzung der Chemotherapie; mit oder ohne Bestrahlung) hängt von der Art und dem Stadium Ihrer Erkrankung ab. Weder Chemotherapie noch Bestrahlung sind schmerzhaft, beide Therapieformen können jedoch mit Übelkeit und Erbrechen verbunden sein. Diese Nebenwirkungen lassen sich durch die Gabe entsprechender Medikamente in der Regel gut beeinflussen. Einige dieser Medikamente erhalten Sie schon vorbeugend, damit es möglichst gar nicht erst zu diesen Problemen kommt.

STAMMZELLTRANSPLANTATION

Ein bis zwei Tage nach der Konditionierungsbehandlung erfolgt die eigentliche Transplantation, also die Übertragung der Stammzellen. Unmittelbar vor der Transplantation erhalten Sie u. U. spezielle Infusionen und Medikamente, die eine mögliche allergische Reaktion unterdrücken sollen. Dann werden die Stammzellen oder das Knochenmark direkt über den zentralen Venenkatheter gegeben, ähnlich einer Bluttransfusion. Über den Blutkreislauf finden die Zellen ihren Weg in die Knochenmarkräume und siedeln sich dort an. Während des in der Regel völlig unspektakulär verlaufenden Transplantationsvorgangs werden mehrere Blutdruck-, Puls- und Temperaturmessungen durchgeführt.

IMMUNSUPPRESSION

Zur Verhinderung einer Transplantatabstoßung und zur Vermeidung einer zu starken Aktivität der mit dem Transplantat übertragenen Immunzellen des Spenders müssen alle Patienten immunsuppressiv behandelt werden. Häufig gehört zu dieser immunsuppressiven Prophylaxe das Medikament Cyclosporin A, das ab dem letzten Tag vor der Transplantation als Infusion gegeben wird und meist nach einigen Tagen auf Tabletten umgesetzt werden kann. Die ersten Cyclosporininfusionen sind typischerweise von einem Hitzegefühl begleitet, das sich aber mit weiteren Gaben rasch verliert. Einige Patienten erhalten am 3. und 4. Tag nach der Transplantation das Medikament Cyclophosphamid infundiert, was von vorübergehenden heftigeren Beeinträchtigungen des Allgemeinbefindens und Durchfall begleitet sein kann.

APLASIEPHASE

Durch die Konditionierung wird Ihr Knochenmark soweit geschädigt, dass es keine neuen Blutzellen bilden kann. Da die frisch transplantierten Stammzellen einige Zeit brauchen, um die Blutbildung neu zu entwickeln, sinkt die Zahl der im Blut vorhandenen Zellen stark ab. Das gilt besonders für die weißen Blutkörperchen (Leukozyten), die häufig für einige Tage überhaupt nicht mehr nachweisbar sind. Auch die Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und der Blutplättchen (Thrombozyten) vermindert sich deutlich. Durch regelmäßige Transfusionen lassen sich Thrombozyten- und Erythrozyten aber in der Regel bei ausreichenden Mindestwerten halten. Da weiße Blutkörperchen, deren Aufgabe die Infektabwehr ist, nicht gut transfundiert werden können, muss hier abgewartet werden, bis das neue Knochenmark selbst ausreichend Zellen produziert. In der Regel dauert es etwa 10-20 Tage, bis die neu gebildeten Zellen sich im Blut zeigen. Die Erholung der Blutplättchen dauert etwas länger. Die Zeit, in der das Knochenmark keine Blutzellen bilden kann, nennt man Aplasiephase. Sie ist unmittelbare Folge der Konditionierung.

Nach einem ca. 4-6-wöchigen Aufenthalt ist es dann endlich soweit. Der Tag der Entlassung ist da. Die Blutbildung ist ausreichend vorhanden, Ihr Allgemeinzustand hat sich wieder stabilisiert, und die intravenösen Medikamente konnten abgesetzt werden. Ganz wichtig: Wenn Sie Temperatur haben, wenn Sie sich körperlich unwohl fühlen, wenn Ihnen an sich selbst irgendetwas Besonderes auffällt: bitte setzen Sie sich mit uns in Verbindung.

Allogenen Transplantationsambulanz
Station von Dusch

Bitte warten Sie nicht bis zu Ihrem nächsten Besuchstermin bei uns! Da Ihr neu gebildetes Knochenmark noch nicht voll funktionsfähig ist und Sie noch über einen längeren Zeitraum Medikamente einnehmen, die Ihr Immunsystem hemmen, müssen Sie in den ersten Wochen einige Regeln beachten, die Ihnen allerlei Disziplin und Geduld abverlangen:

  • Achten Sie auf persönliche Hygiene. 
  • Nehmen Sie regelmäßig Ihre verordneten Medikamente. Sollten Sie ein Präparat nicht vertragen, setzen Sie sich bitte mit unserem Case Management  in Verbindung. 
  • Meiden Sie große Menschenansammlungen (z. B. Kino, Theater, Supermarkt, öffentliche Verkehrsmittel, etc.). 
  • Vermeiden Sie direkte Sonneneinstrahlung und Höhensonne. Auch bei wenig Sonneneinstrahlung ist es erforderlich, unbedeckte Körperstellen zu schützen. Verwenden Sie einen hohen Lichtschutzfaktor (Faktor 30 oder höher). 
  • Vermeiden Sie direkten Kontakt mit Personen, die an übertragbaren akuten Infektionserkrankungen, insbesondere Atemwegsinfekten, leiden. Sollte der Kontakt nicht vermeidbar sein, schützen Sie sich optimal vor Ansteckung: Keinen Körperkontakt, tragen Sie einen Mundschutz, desinfizieren Sie sich nach jedem Kontakt die Hände. 
  • Vermeiden Sie direkten Kontakt mit Haustieren; es besteht allerdings keine zwingende Notwendigkeit, Haustiere aus dem Haushalt auszuquartieren. Insbesondere Ziervögel sollten sich aber während der ersten Phase nicht in den von Ihnen benutzten Räumlichkeiten aufhalten. Im Zweifel fragen Sie Ihren Ambulanzarzt. 
  • Vermeiden Sie Gartenarbeiten und bleiben Sie Baustellen fern. Durch Erde und Baustaub können Pilzsporen übertragen werden, die für Sie lebensbedrohlich sein können. Aus dem gleichen Grund entfernen Sie alle Blumenerde enthaltenden Blumentöpfe aus den Zimmern, in welchen sie sich aufhalten. 
  • Sexuelle Aktivitäten sind erlaubt, wenn die körperliche Verfassung und die Thrombozytenzahl es zulassen.

In den ersten Monaten nach Transplantation dürfen keine aktiven Impfungen durchgeführt werden. Eine Ausnahme stellt hier die Grippeimpfung zur Grippesaison sowie die Impfung gegen Wundstarrkrampf bei Verletzungen dar. Der Sie zu diesem Zeitpunkt behandelnde Arzt sollte vorher Rücksprache mit unserem Transplantationsteam halten. Für alle anderen erforderlichen Impfungen geben wir Ihnen für Ihren Hausarzt einen gesonderten Impfplan mit, aus dem hervorgeht, zu welchem Zeitpunkt welche Impfung erfolgen sollte. Die Erfolgskontrollen werden im Rahmen unserer Kontroll-Untersuchungen angeboten. 

Bei positivem Verlauf können Sie davon ausgehen, dass Sie Ihre berufliche Tätigkeit etwa 3-12 Monate nach der Transplantation wieder aufnehmen können. 

Die Transplantation kann bewirken, dass sich Ihre Blutgruppe ändert. In diesem Fall können Sie von uns einen neuen Blutgruppenausweis erhalten. Bei allen Fragen, die im Zusammenhang mit der Transplantation stehen, wenden Sie sich bitte zunächst an uns. Dies gilt auch für Medikamente, die Sie einige Zeit nach der Entlassung noch einnehmen müssen. Tritt Fieber auf oder bemerken Sie Veränderungen irgendwelcher Art, z. B. an der Haut, so setzen Sie sich bitte umgehend, das heißt noch am selben Tag, mit unserem Case Management in Verbindung. Fragen Sie auch nach, wenn Sie andere Medikamente verschrieben bekommen haben, als von uns verordnet. Sollten Sie – aus welchen Gründen auch immer – in eine stationäre oder notärztliche Behandlung kommen, so bitten Sie den betreffenden Arzt, umgehend mit uns Kontakt aufzunehmen. 

Ein Arzt unseres Teams ist immer unter den angegebenen Nummern erreichbar und die meisten Dinge lassen sich telefonisch regeln. Von dieser Möglichkeit sollten Sie bei Unklarheiten Gebrauch machen, auch wenn die Transplantation schon länger zurückliegt.

Nach der Transplantation müssen Sie keine spezielle Diät einhalten, Sie können Ihre Ernährung individuell gestalten. Wichtig ist jedoch, dass Sie durch eine leicht verdauliche und kalorienreiche Kost Ihr Gewicht halten oder sogar anheben können, und dass die Ernährung für Sie kein erhöhtes Infektionsrisiko beinhaltet. Während der ersten Wochen nach Transplantation sollten Sie daher einige Regeln unbedingt beachten.

Grundsätzliche Regeln: 

  • Vor dem Essen Hände waschen, Lebensmittel im Kühlschrank aufbewahren. 
  • Offene, angebrochene Lebensmittel sind innerhalb 24 Stunden zu verzehren.

Von Familienangehörigen zubereitete Speisen: 

  • Luftdichte Verpackung 
  • Lagerung max. 24 Stunden im Kühlschrank 
  • vor dem Verzehr der Nahrung ggf. in der Mikrowelle erhitzen  Kräuter werden mitgekocht

Wenn Sie weitere Fragen rund um das Thema Ernährung haben, können wir Ihnen gern einen Termin bei unserem hausinternen Ernährungsteam vereinbaren.

VERHALTENSREGELN FÜR VERSCHIEDENE LEBENSMITTEL

Lebensmittel erlaubt verboten
Milch und Milchprodukte H-Milch, gekochte Frischmilch, Joghurt, Quark, Buttermilch, H-Sahne frisch geschlagen Joghurt mit Lebendkulturen, Frischmilch
Käse Frischkäse, Schmelzkäse, Schnittund Hartkäse aus gekochter Milch Rohmilchkäse, alle Edelpilz- und Blauschimmelkäse
Wurst alle Wurstsorten Roher Schinken, Salami
Brot und Backwaren Frisches Brot, Brötchen, Kuchen Kuchen mit frischem Obst, Nüssen, Cremetorte
Obst Schälbares, unversehrtes Obst Trockenobst
Gemüse alle gegarten Gemüsesorten, schälbares Gemüse Alle Blattsalate, roher Knoblauch, Zwiebeln
Gewürze und Kräuter Mitgekochte Kräuter, Senf, Ketchup, Salz/Pfeffer in Portionen Mayonnaise
Eier Hartgekochte Eier, Rühreier Süßspeisen mit rohen Eiern, weich gekochte Eier, Spiegeleier
Nüsse jede Art und Zubereitung verboten
Fleisch und Geflügel alle Sorten gut durchgegart Rohes Fleisch (Mett, Carpaccio, Tatar)
Fisch Brat- und Kochfisch Roher Fisch, Schalen- und Krustentiere
Getreide alle Getreidesorten Rohe, unbehandelte Getreidekörner, Keimlinge und Sprossen
Eis abgepacktes Eis aus der Tiefkühltruhe, nach dem Auftauen nicht wieder einfrieren. Softeis, offenes Eis vom Stand
Getränke alle bis auf: Alkohol, Mineralwasser ohne Kohlensäure
Fast food Generell verboten

   

Nach Ihrer Entlassung aus der stationären Behandlung sehen wir Sie regelmäßig bei uns in der Transplantationsambulanz. Am Anfang wird dies ein- bis zweimal pro Woche sein, nach und nach werden die Besuchsabstände länger. 

Bei Ihren Besuchen bei uns werden wir regelmäßig Ihr Blutbild bestimmen, Medikamentenspiegel überprüfen, Sie körperlich untersuchen, wenn erforderlich Röntgenuntersuchungen oder auch andere notwendige Maßnahmen durchführen. Besonders wichtig während der ersten Monate ist die Steuerung der immunsuppressiven Behandlung, die so bemessen sein muss, dass sich das neue Immunsystem gut entwickeln kann, aber nicht überschießend reagiert, d. h. zu Abstoßungsreaktionen (GVHD) führt. 

Fragen Sie uns, wenn irgendetwas für Sie unklar ist, oder Sie unsicher sind – wir möchten, dass Sie sich bei uns gut betreut und behandelt wissen.

Komplikationen / Risiken

Sowohl Bestrahlung als auch die Chemotherapie sind nicht schmerzhaft, können jedoch mit Übelkeit und Erbrechen verbunden sein. Diese Nebenwirkungen lassen sich durch die Gabe entsprechender Medikamente in der Regel gut beeinflussen. Da zur Wiederausscheidung der chemotherapeutischen Substanzen viel Flüssigkeit gegeben werden muß, kann es zu Entgleisungen des Wasser- und Elektrolythaushaltes kommen. Auch diesen Problemen kann durch Gabe geeigneter Infusionen und Medikamente normalerweise gut vorgebeugt werden. Da die Zytostatika bzw. die Infusionstherapie auch zu vorübergehenden Störungen der Herzfunktion führen können, erfolgt während bestimmter Chemotherapien eine Monitorüberwachung. Schließlich sind auch allergische Reaktionen gegen einige Medikamente möglich, die sich z. B. in Kopfschmerzen, Hitzegefühl oder Schüttelfrost und Hautauschlag äußern können. Auch die Ganzkörperbestrahlung kann von einer Reizung von Haut und Schleimhäuten sowie Kopfschmerz begleitet sein.

Auch die Transfusion des Transplantats kann zu allergischen Reaktionen führen, die sich z. B. in Schüttelfrost äußern können. Selten werden tiefgefrorene Stammzelltransplantate verwendet. Nur bei diesen eingefrorenen Produkten entsteht durch das enthaltene Gefrierschutzmittel Dimethylsulfoxid ein zwiebelartiger Geruch, welcher aber lediglich für wenige Minuten spürbar ist. Darüber hinaus kann es durch die niedrige Temperatur und die mitinfundierten Zellbestandteile zu Kältegefühl, Übelkeit und Herzrhythmusstörungen kommen. Auch hierfür existieren geeignete Überwachungsmaßnahmen und Gegenmittel. Schließlich können im Transplantat enthaltene rote Blutkörperchen zu einer bräunlichen Verfärbung des Urins führen. Um das Risiko von Nierenfunktionsstörungen zu minimieren, wird am Tage der Transplantation noch einmal reichlich Flüssigkeit infundiert.

Aufgrund des Fehlens der weißen Blutkörperchen können sich die unterschiedlichsten Infektionen entwickeln. Meistens ist Fieber das erste Zeichen einer Infektion. Durch die unverzügliche Behandlung mit hoch wirksamen Antibiotika lassen sich in der Regel bedrohliche Verläufe verhindern. Blutentnahmen und weitere Untersuchungen dienen dazu, den Infektionsherd und den auslösenden Erreger zu identifizieren. Problematisch können vor allem Lungenentzündungen sein, daher werden computertomografische Untersuchungen der Lunge im Zweifel mehr als einmal durchgeführt. Zur Verhütung von Infektionen dienen die bereits erwähnten prophylaktischen Medikamente, deren regelmäßige Einnahme daher ganz besonders wichtig ist. 

Die stark reduzierte Anzahl der Blutplättchen (Thrombozyten) birgt das Risiko von Blutungen. Diesen kann durch die Transfusion von Blutplättchen in der Regel so weit vorgebeugt werden, dass es nicht zu schwerwiegenden Blutungszwischenfällen kommt. Auch der sich aufgrund des vorübergehenden Blutbildungsstopps entwickelnden Blutarmut wird durch Transfusionen begegnet. 

Übelkeit, Erbrechen und Durchfall können auch während der Aplasiephase auftreten. Sie können in der Regel mit Arzneimitteln beherrscht werden. 

Durch die Therapie kommt es bei vielen Patienten zu übermäßiger Erschöpfung und Müdigkeit (Fatigue) – dies ist eine normale Begleiterscheinung. Teilen Sie sich Ihre Kräfte ein, machen Sie ausreichend Ruhephasen zwischen Ihren Aktivitäten. 

Unter Mucositis versteht man die Entzündung der Schleimhaut, zu der es innerhalb der ersten Tage nach Transplantation als Folge der Konditionierung kommen kann. Ihr Auftreten variiert und ist von der Konstitution des Patienten, der Art der Konditionierung und der Begleitmedikation abhängig. Durch regelmäßige Mundpflege sowie Einnahme der angebotenen antiinfektiösen und pflegenden Medikamente läßt sich die Mucositis abmildern, aber oft nicht komplett verhindern. In diesen Fällen können wir Ihnen durch Schmerzmittel Linderung verschaffen. Viele Patienten erhalten in dieser Zeit eine „künstliche“ Ernährung. Eine ausreichende Nahrungszufuhr ist also in jedem Fall gesichert, selbst wenn Sie zeitweise nur wenig essen können. Nach dem Anstieg der Leukozyten bilden sich die Schleimhautschädigungen rasch und vollständig zurück. An der Darmschleimhaut kann sich die Mucositis in Form von Durchfällen äußern. 

Durch die Hochdosistherapie kann es auch zu Schädigungen anderer lebenswichtiger Organe kommen (z. B. Lunge, Leber, Niere, Herz). Diese treten aber nicht regelhaft auf und sind in der Regel nur vorübergehend. 

Viele Patienten verlieren infolge der Therapie ihre Haare. In den meisten Fällen entwickelt sich nach wenigen Monaten wieder ein normales Haarwachstum. 

TIPP: Lassen Sie sich bei längeren Haaren vor der stationären Aufnahme einen Kurzhaarschnitt machen. Das Ausfallen langer Haare ist im Bett sehr lästig und auch aus hygienischer Sicht bedenklich.

Trotz der prophylaktischen immunsuppressiven Maßnahmen kann es zu einer Reaktion des übertragenen Immunsystems des Spenders gegen den Organismus des Empfängers kommen. Diese Reaktion wird als „Transplantat-gegen-Wirt-Erkrankung“ bzw. englisch „graft-versus- host-disease“ (GVHD) bezeichnet. Die GVHD kann akut in den ersten Wochen nach der Transplantation auftreten und eine intensive Behandlung mit speziellen Medikamenten (z. B. Cortison) erforderlich machen. Da die GVHD sich auch später als chronische Verlaufsform entwickeln kann, muss die immunsuppressive Therapie dann u.U. über Monate durchgeführt werden. Vor allem Hautveränderungen, Darmentzündungen und Leberschäden können als Folge der GVHD entstehen. 

In schweren Fällen kann die GVHD tödlich verlaufen. In sehr seltenen Fällen kann eine ausreichende Funktion der übertragenen Stammzellen ausbleiben. Unter Umständen kann die Knochenmarksfunktion dann durch eine erneute Stammzellspende oder ein ev. vorhandenes Transplantat empfängereigener („autologer“) Stammzellen wiederhergestellt werden.

Sekretariate

Spezialisten

Prof. Dr. med. Peter Dreger
Schwerpunkt

Hämatologie und Onkologie, Allogene Stammzelltransplantation, CLL, leukämische Lymphome


06221 56-8030
06221 56-6511

Prof. Dr. med. Thomas Luft
Schwerpunkt

Hämatologie und Onkologie, Myelodysplastisches Syndrom und Knochenmarkversagen


06221 56-8030
06221 56-4920

Pflegepersonal

Maria Lommatzsch


06221 56-39026