Verletzungen der Speiseröhre
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und TransplantationschirurgieDefinition der Erkrankung
Verletzungen der Speiseröhre kommen in den meisten Fällen durch Gegenstände (geschluckte Fremdkörper, Endoskopie), Stichverletzungen, beim Thoraxtrauma oder durch Verätzung mit Säure oder Lauge zustande.
Ursachen
Ablauf der Behandlung
Generell gilt: Je schneller die (chirurgische) Versorgung, desto besser die Überlebensrate des Patienten.
Die Diagnose einer Verletzung der Speiseröhre wird mittels Kontrastmitteldarstellung oder endoskopisch gestellt. Kleinere Verletzungen ohne Entzündung des umgebenden Gewebes können konservativ mit einer Nahrungskarenz und einer Ernährung über einen venösen Zugang, antibiotischer Abschirmung und gegebenenfalls einer Einlage einer Drainage ins Wundgebiet angegangen werden.
Bei einer Säure- oder einer Laugenverletzung muss eine ausgedehnte Spülung der Speiseröhre und des Magens mit reichlich Wasser erfolgen. Zusätzliche medikamentöse Maßnahmen (Steroide und Antibiotika) verhindern ein übermäßiges Anschwellen der Schleimhaut oder eine Infektion.
Besteht eine größere Verletzung der Speiseröhre mit einer kompletten Perforation und ausgedehnter Umgebungsentzündung, muss häufig ein chirurgisches Vorgehen gewählt werden. Verletzungen mit Perforation der Speiseröhre unterhalb des Zwerchfells und Austritt von Speichel und Magensaft in die freie Bauchhöhle führen sofort zum "akuten Abdomen" und verlangen ein rasches chirurgisches Vorgehen.
Chirurgische Therapie
Die Wahl des chirurgischen Vorgehens richtet sich nach der Lokalisation der Verletzung. Bei Verletzungen im oberen Bereich der Speiseröhre muss ein Zugang im Halsbereich oder über eine Eröffnung der Brusthöhle gewählt werden. Verletzungen im untersten Abschnitt der Speiseröhre können mit einer Eröffnung des oberen Bauchraumes durch einen Längsschnitt angegangen werden. Kleinere und frische Verletzungen können durch eine lokale Naht therapiert werden, ausgedehntere Befunde mit Umgebungsentzündung verlangen oft ein radikaleres Vorgehen mit einer Entfernung der betroffenen Anteile der Speiseröhre und Ausleitung einer Speiseröhrenfistel im Halsbereich. Die Ernährung kann dann vorübergehend über eine durch die Bauchhaut eingelegte Ernährungssonde in den Zwölffingerdarm erfolgen. Nach vollständigem Abheilen der Entzündung, in der Regel nach 3 bis 6 Monaten kann eine Wiederherstellung der Kontinuität mit einem Magenhochzug oder einem Dickdarminterponat erfolgen (siehe Ösophaguskarzinom).
Mögliche Komplikationen / Risiken
Die Komplikationen können, vor allem bei größeren Verletzungen mit ausgedehnter Umgebungsbeteiligung, erheblich sein. Die Mediastinitis (Entzündung des Mediastinums) hat eine ernste Prognose mit einer Sterberate von bis zu 50 Prozent. Verätzungen können zum Glottisödem mit Atemnot und Erstickungsgefahr führen. Die chirurgischen Komplikationen werden im Detail im Abschnitt "Tumore der Speiseröhre" erläutert. Entscheidend ist die rasche Behandlung in einem spezialisierten Zentrum.
Nachsorge
Verletzungen der Speiseröhre mit Perforation und chirurgischer Versorgung führen in den meisten Fällen zu einem längeren Intensivaufenthalt. Im Vordergrund stehen häufig Probleme der Beatmung, Folgekrankheiten in der Lunge und eine mögliche Keimbesiedelung. Mit dem Schweregrad der Erkrankung steigt auch die Dauer der Rehabilitation. Patienten mit Halsfistel brauchen nach Entlassung eine engmaschige hausärztliche Betreuung. Die Wiederherstellungsoperation wird detailliert im Abschnitt "Tumore der Speiseröhre" beschrieben werden.